Nach jedem islamistischen Terroranschlag wird die Forderung laut, Muslime sollten sich von Islamisten und deren Gewalttaten distanzieren, um Vorurteilen entgegenzuwirken. Auch Kanzlerin Angela Merkel stellte diese Forderung schon auf. Doch bisher wurde nicht untersucht, ob eine solche Distanzierung im Kontext der Terrorismusberichterstattung überhaupt den gewünschten Effekt hätte. Die vorliegende Arbeit bettet den Diskurs um eine Distanzierung in die theoretischen Annahmen der Terror Management Theorie und des Common Ingroup Identity Model ein. Es wird untersucht, welche Auswirkungen eine Re-Kategorisierung (Distanzierung) in Form eines Online-Kommentares nach dem Lesen eines Terrorartikels auf die Vorurteile der Rezipienten hat. In einem Experiment, das in eine Online-Umfrage integriert war, wurden zwei Wirkungsmodelle untersucht: Zunächst wurden mit einem Mediationsmodell die Zusammenhänge zwischen Todesangst und Vorurteilen überprüft, um ihm nächsten Schritt die Wirkung einer Re-Kategorisierung auf entstandene Vorurteile zu messen. Die Studie konnte zwar keine Auswirkungen der Todesfurcht auf die Vorurteile nachweisen, allerdings einen signifikanten Effekt der Re-Kategorisierung. Vor allem die Gruppenzugehörigkeit des Kommunikators der Re-Kategorisierung scheint eine entscheidende Rolle zu spielen. Nur Mitglieder der eigenen sozialen Gruppe konnten Vorurteile bei Gruppenmitgliedern abbauen. Eine Distanzierung der Muslime von Islamisten hilft demnach nicht, Vorurteile von deutschen Nicht-Muslimen abzubauen, sondern verstärkt diese noch. Vielmehr müsste eine solche Abgrenzung von Nicht-Muslimen ausgehen, um Vorurteilen erfolgreich entgegenzuwirken. Ein Ausblick für zukünftige Forschung wird gegeben.
Wenn aus Fremden Freunde werden
Eine quantitative Studie zur Wirkung einer Re-Kategorisierung der sozialen Gruppe auf Vorurteile im Kontext der Terrorismusberichterstattung