transfer 26(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Ostrazismus in Gruppenchats

Eine experimentelle Studie zum Antwortverhalten in Gruppenchats bei Instant-Messaging-Diensten

Ostrazismus, das Gefühl ignoriert oder ausgeschlossen zu werden, stellt eine ernste Gefahr für das Wohlbefinden der betroffenen Individuen dar. Dieses Phänomen tritt dabei sowohl in face-to-face Situationen als sozialer Ostrazismus oder via Internet als Cyberostrazismus auf. Laut Williams Temporal Need-Threat Model of Ostracism bedrohen solche Situationen die vier fundamentalen Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrolle und bedeutungsvoller Existenz sowie die Stimmung der betroffenen Individuen.

Anhand eines Online-Experiments (N = 263) wurden die Auswirkungen auf die Bedürfnisgefährdung und die Stimmung untersucht. Der Fokus lag hierbei auf dem Antwortverhalten (‚alle‘; ‚eine‘; ‚keine‘) in Gruppenchats bei Instant-Messaging-Diensten, welche mithilfe simulierter Chat-Verläufe dargestellt wurden.

Es wurde gezeigt, dass Ostrazismus-Situationen in Gruppenchats sowohl die vier fundamentalen Bedürfnisse gefährden als auch die Stimmung der betroffenen Individuen negativ beeinflussen. Zudem wurde festgestellt, dass das Erhalten einer Antwort im Gruppenchat ausreicht, um diesen Effekten entgegenzuwirken und so Ostrazismus-Situationen zu vermeiden. Hinsichtlich der Art der Chatgruppe (common-identity group; common-bond group) konnten keine Unterschiede in der Effektstärke beobachtet werden. Folglich fand keine Moderation der Ostrazismus-Effekte durch den Gruppentyp der Chatgruppen statt.