Podcasts haben in den letzten Jahren rasant an Popularität gewonnen. So steigt auch ihre Nutzung als Informationsquelle stetig an. Dabei ist insbesondere die unterhaltsame Vermittlung von Wissen ein zentrales Nutzungsmotiv für die Hörer*innen. Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, inwiefern sich die Simultanität von Unterhaltung und Wissenserwerb vereinen lassen. Die vermittelte Deliberation dient dabei als normative Grundlage. Bei dieser findet der politische Diskurs in den Medien durch Vertreter*innen statt, wobei die Bürger*innen als Publikum die Standpunkte evaluieren und aufnehmen können. Insbesondere Responsivität, die durch eine substanzielle Auseinandersetzung mit den verschiedenen Meinungen sowie eine dialogische, gesprächsähnliche Struktur geprägt ist, lässt sich mit den Merkmalen von Podcasts verbinden. Daher lag der Fokus der Studie auf der wahrgenommen Responsivität der Hörer*innen. Die Implikationen für den Wissenserwerb wurden auf Grundlage des erweiterten Zwei-Prozess-Modell der Verarbeitung politischer Informationen im Unterhaltungskontext (Schneider et al., 2019) untersucht. Dabei wurde in zwei Formen des Unterhaltungserlebens unterschieden: hedonische und eudaimonische Unterhaltung. Da sowohl das subjektive als auch objektive Wissen für die politische Partizipation der Bürger*innen von Bedeutung ist, wurden beide betrachtet.
Mittels einer experimentellen Online-Befragung (29.03.–11.04.2021) wurde der Einfluss der wahrgenommen Responsivität in politischen Podcasts und das damit verbundene hedonische und eudaimonische Unterhaltungserleben auf das subjektive und objektive Wissen untersucht (N = 169). So wurde die wahrgenommene Responsivität durch die Verwendung dreier Stimuli: Text, Podcast mit eine*r Sprecher*in und Podcast mit zwei Sprechenden, manipuliert. Alle drei wurden selbst erstellt und behandelten das Thema Organspende.
Die Ergebnisse zeigten einen negativen Effekt von wahrgenommener Responsivität auf das eudaimonische Unterhaltungserleben. Der Effekt auf das hedonische Unterhaltungserleben war jedoch insignifikant. Ferner konnte eudaimonisches Unterhaltungserleben subjektives Wissen positiv vorhersagen. Das hedonische Unterhaltungserleben zeigte einen insignifikanten Effekt auf das subjektive Wissen auf. Beide Unterhaltungserleben waren in Bezug auf das objektive Wissen insignifikant. Der vermutete Mehrwert von dialogischen Podcasts konnte für das Unterhaltungserleben somit in dieser Studie nicht bestätigt werden. Dennoch können politische Podcasts, die eudaimonisch unterhaltsam sind, das subjektive Wissen der Hörer*innen positiv beeinflussen.