In den letzten Jahren haben sich vermehrt weibliche Pioniere erfolgreich in der männerdominierten Rap-Branche durchgesetzt. Einige dieser Künstlerinnen nutzen in Youtube-Musikvideos gezielt ihre Selbst-Sexualisierung und propagieren diese als Empowerment. In der Musikwelt und auch in wissenschaftlichen postfeministischen Sexualisation of Culture-Debatten herrscht ein Konflikt darüber, inwiefern das bewusste Sexualisieren des eigenen Selbst als Ermächtigung bezeichnet werden kann und ob dies nicht viel eher eine maskierte Objektifizierung ist. Im Rahmen dieser Arbeit wurde anhand von Fokusgruppen-Diskussionen untersucht, wie junge Frauen sich und die Selbst-Sexualisierung der Künstlerinnen innerhalb des benannten Diskurses verorten. Ist für sie die Selbst-Sexualisierung der Rapperinnen Empowerment oder Objektifizierung? Die Ergebnisse wurden innerhalb einer Inhaltsanalyse nach Mayring (2020) ausgewertet und zeigen, dass für die Frauen Selbst-Objektifizierung auch Empowerment sein kann, solange diese selbstbestimmt ausgeführt wird. Die Selbst-Sexualisierung der Künstlerinnen in ihren Musikvideos sehen die Frauen sowohl als Bedrohung als auch als Promoter für Empowerment und weitere feministische Entwicklungen. Einerseits könne sie andere zu mehr Selbstbestimmtheit und Body Positivity bestärken und einen feministischen Diskurs provozieren, andererseits könne sie bestehende patriarchale Strukturen verstärken und bei jungen Mädchen und Frauen den Drang aufkommen lassen, sich sexuell präsentieren zu müssen, um als empowered zu gelten. Die Teilnehmerinnen verorten sich auf der optimistischen Seite des besagten Konflikts und priorisieren einen individualistischen Standpunkt, ohne jedoch die kritische Hinterfragung soziokultureller Strukturen zu vernachlässigen.
Boss Bitch oder Lustobjekt?
Konstruktionen von Empowerment und Objektifizierung in Diskussionen über die Selbst-Sexualisierung deutscher Rapperinnen in Youtube-Musikvideos