Fernsehkonsum, insbesondere das Ansehen von Reality-TV-Sendungen, ist eine beliebte Freizeitaktivität in Deutschland, welche unter anderem für Übergewicht durch Bewegungsmangel verantwortlich gemacht wird. Dabei werden mögliche positive Auswirkungen selten betrachtet. Um die Wirkungen von gesundheitsbezogenen Reality-TV-Sendungen auf ihre Zuschauer zu untersuchen, prüft diese Studie die positiven Zusammenhänge folgender Konstrukte: Nutzungshäufigkeit, wahrgenommener Realismus, parasoziale Beziehung, Identifikation, Sportselbstwirksamkeit und Sportverhalten. Einzig der Zusammenhang zwischen Identifikation und Sportselbstwirksamkeit ist als negativ angenommen.
Anhand einer nicht-experimentellen Online-Befragung mit n = 511 Probanden, welche mindestens eine Folge der letzten Staffel von „The Biggest Loser“ (Ausstrahlung 2020) gesehen haben, wurden fast alle direkten Pfade in einem Pfadmodell bestätigt, wobei die Sportselbstwirksamkeit nur mit dem wahrgenommenen Realismus und dem Sportverhalten direkt zusammenhängt. Gleichermaßen wurden nur jene indirekten Pfade nicht bestätigt, in denen andere Konstrukte statt des wahrgenommene Realismus den Mediator zu Sportselbstwirksamkeit bildeten. Die Ergebnisse zeigen den wahrgenommenen Realismus als wichtige Komponente im Modell auf, welcher als Mediator den positiven Zusammenhang der Nutzungshäufigkeit mit der parasozialen Beziehung, Identifikation und Sportselbstwirksamkeit erklärt. Zudem weisen die Sportselbstwirksamkeit und das Sportverhalten einen starken positiven Zusammenhang auf. Für potenzielle zukünftige Nutzung von gesundheitsbezogenen Reality-TV-Sendungen zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens der Zuschauer bedeutet dies, dass der wahrgenommene Realismus und die Sportselbstwirksamkeitserwartung wichtige Stellschrauben sind, um das Sportverhalten der Zuschauer zu erhöhen. Parasoziale Beziehung und Identifikation entstehen während der Nutzung als Nebenprodukt, dessen Ausbau aufgrund fehlender Zusammenhänge mit Sportselbstwirksamkeit für die Gesundheitskommunikation keine Relevanz besitzt.