transfer 18(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Wirkung visueller Stimuli bei journalistischen Artikeln mit konfligierenden Evidenzen am Beispiel der Europäischen Finanzkrise

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenwirken von Text und Bild im Prozess der individuellen Meinungsbildung. Sie ist somit Bestandteil der visuellen Medienwirkungsforschung und erlangt ihre Relevanz durch die zunehmende Allgegenwart von Bildern in journalistischer Berichterstattung. Der gewählte Ansatz verlangt die Berücksichtigung verschiedener Ansätze aus anderen Disziplinen wie der Bildtheorie, Kognitionspsychologie, Pädagogik und Neurobiologie. In der theoretischen Ausarbeitung werden unterschiedliche kognitive Verarbeitungswege von Text- und Bildstimuli näher untersucht und mit Erkenntnissen der Lerntheorien zur Meinungsbildung verknüpft. Die Arbeit fragt nach dem Einfluss von Bildstimuli bei journalistischen Artikeln mit konfligierenden Evidenzen auf die Meinungsbildung der Rezipienten und nutzt dabei die europäische Finanzkrise als Setting. Zur empirischen Überprüfung wurde ein Onlineexperiment mit insgesamt drei Experimentalgruppen durchgeführt. Hierbei wurde jede Gruppe aus methodischen Gründen nochmals unterteilt. Der Datensatz umfasst 277 verwertbare Interviews, mit einer annähernden Gleichverteilung der Teilnehmer auf alle Experimental- bzw. Kontrollgruppen. Die Analyse der Daten hat zwar keine Hypothese signifikant bestätigen können, aber trotz der teilweise bereits vor dem Experiment abgeschlossenen Meinungsbildung, einige interessante Trends hervorgebracht, die durchaus für eine Bildüberlegenheit bei der Textwahrnehmung sprechen.