Heutzutage bedarf es lediglich Zugang zum Internet, um ein pornographisches Video zu sehen. Etwa drei Klicks auf dem Smartphone später befindet man sich auf frei zugänglichen Pornographie-Plattformen wie Pornhub. Obwohl die Anzahl der Konsument:innen etwas anderes vermuten ließe, ist Pornographie in der Gesellschaft noch immer ein Tabu-Thema und findet kaum Raum in privaten oder öffentlichen Diskussionen. Da die Branche der Pornographie-Produktion von Männern dominiert wird, die für ein überwiegend männliches Publikum Inhalte produziert, haben sich besonders bezüglich der Inszenierung von Geschlechterrollen einige Normen gefestigt, die eine starke Tendenz zur Objektifizierung von Frauen aufweist. Die etablierten Darstellungsformen lassen vermuten, dass diese einen Effekt in Form einer gesteigerten Objektifizierung von Frauen seiner Konsument:innen zur Folge hat. Aus gegebenem Anlass entwickelte sich das Gebiet der Porn Literacy, die eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Inhalten von Pornographie umfasst. Genauso wie für Porn Literacy, wird auch für alternative Informationsquellen von Wissen über Sex vermutet, dass sie den Effekt von Pornographie-Konsum auf das Frauenbild hemmen könnten. Gegenstand dieser Arbeit ist es, die Annahmen des Effekts von Pornographie-Konsum zu prüfen und das junge Forschungsgebiet der Porn Literacy weiter voranzutreiben. Welchen Einfluss hat Pornographie-Konsum auf die Objektifizierung von Frauen? Und, stellen sowohl Porn Literacy, als auch alternative Informationsquellen für Wissen über Sex eine sinnvolle Methode dar, um die negativen Auswirkungen von Pornographie-Konsum zu verringern?
Mit Hilfe einer Online-Umfrage mit 247 Teilnehmer:innnen wurden die aufgestellten Thesen zum Haupteffekt und zwei moderierten Effekten auf ihre Signifikanz untersucht. Es konnte bestätigt werden, dass vermehrter Pornographie-Konsum die Einstellung gegenüber Frauen als Sexobjekte verstärkt. Online-Pornographie ist somit durch die große Anzahl an täglichen Konsument:innen und den einfachen Zugang als Katalysator des Modelllernens einzuschätzen. Alternative Informationsquellen für Wissen über Sex scheinen jedoch keine wichtige Rolle beim Erlernen von Verhalten und Einstellungen durch Pornographie zu sein, während Porn Literacy andere Befunde zeigt. Laut Ergebnissen der Online-Studie kann eine Veränderung der Einstellungen zu Frauen aufgrund von hohem Pornographie-Konsum gehemmt werden, wenn sich das Individuum mit den Inhalten kritisch auseinandersetzt. Die selbstaufgestellte Skala zur Abfrage von Porn Literacy hatte zudem eine exzellente Reliabilität, weshalb das Ergebnis zusätzlich gefestigt wird und die Skala für zukünftige Forschung vielversprechend ist.