Trotz der Prominenz der Thematik seit der #MeToo Bewegung 2017 scheint das individuelle Definitionsvermögen von sexueller Belästigung und deren Benennung immer noch unzureichend. Besonders humoristische Inszenierungsweisen sexuell belästigender Botschaften konnten sich in der Literatur als besonders toxische Kombinationen und Verstärker dieser Unsicherheit erweisen, da: “At any rate, as long as an action can be interpreted as humorous any criticism can be readily dismissed on the ground that `it was only a joke`“ (Bill & Naus,1992, S. 660).
Aus dieser Kontroverse heraus hat sich die vorliegende Bachelorarbeit mit der Frage nach der Art und Weise der Thematisierung sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in US-amerikanischen Sitcoms beschäftigt; im Detail damit, inwiefern ein sensibles Thema wie sexuelle Belästigung in ein typisch situationskomödiantisches Narrativ integriert werden kann und wie sich dies filmisch gestaltet.
Im Forschungsstand werden die politisch-rechtliche Geschichte der gesellschaftlichen Debatte um sexuelle Belästigung, als auch deren soziokulturellen Ursprünge und deren Beziehung zu Macht und Gender thematisiert. Fundament für die Analyse der vier Sitcom-Episoden bietet die Aufarbeitung der Literatur zu grenzüberschreitendem Humor, zwischen dessen Trivialisierungskritik und Subversionspotenzialen.
Anders als die bisherigen – hauptsächlich quantitativen – Studien, wurde die Forschungsfrage methodisch mithilfe einer qualitativen Film- und Fernsehanalyse nach Peltzer und Keppler (2015) untersucht. Analytisch konnten so, Auffälligkeiten auf Bild- und Ton-Ebene mit den theoretischen Ansätzen verwoben, zu interpretativen Ergebnissen formuliert und direkt vergleichend in Kapiteln zu abgeleiteten Mustern und Personen-Typen vorgestellt werden.
Zusammengefasst konnte festgestellt werden, dass die sexuelle Belästigung in der Mehrheit der Episoden explizit gezeigt wird, die graphischen Bilder jedoch mithilfe innerbildlicher Zensur durch entsprechende Kameraperspektiven vorenthalten werden. Spärliche Darstellungen der Konsequenzen sexueller Belästigung können in Rückbezug auf die Literatur als bedenklich bewertet werden. Die Darstellungsweisen des Umgangs von Sitcom-Opfern mit der erfahrenen Belästigung können jedoch als sehr aktiv eingestuft werden und in zwei der vier Episoden sogar die detaillierte Involvierung der Polizei vorweisen. Die konkrete Benennung der Tat fehlt in den drei ältesten Episoden, was einen starken Kontrast zu der wiederholten, konkreten Benennung der Belästigung in der Episode Brooklyn Nine-Nine darstellt. In einer Diskussion der Episoden vor dem post-#MeToo-Hintergrund, konnte die 2019er Episode auch insgesamt eine erhöhte Sensibilität im Umgang mit der Thematik vorweisen. Diese Deutung konnte insbesondere durch den Fund sitcom-untypisch vieler emotionaler und ruhiger Einstellungen und einer hohen Informationsdichte gestützt werden.
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass eine gelungene Auseinandersetzung von sexueller Belästigung im Sitcom-Narrativ Zuschauende um stellvertretende Erfahrungen zu sexueller Belästigung bereichern kann und ein potenzialreiches Format birgt, das traditionelle Aufklärungsformate durch authentische Narrative ablösen kann.
“It’s just a joke!“
Eine soziologische Film- und Fernsehanalyse zur Darstellung sexueller Belästigung von sexueller Belästigung in ausgewählten Episoden der Serien Friends, The Big Bang Theory, New Girl und Brooklyn Nine-Nine