Auf vielen Online-Nachrichtenseiten äußern sich Leser auf polemische und respektlose Art und Weise. Das normative Kriterium der Zivilität wird daher oftmals nicht erfüllt. In bisherigen Studien wurde inziviles Verhalten mehrheitlich in der interpersonalen Kommunikation oder in TV-Debatten untersucht. Welche Auswirkungen mit Inzivilität in Online-Leserkommentaren einhergehen, stand jedoch noch nicht im Fokus der Forschung. Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss inziviler Meinungsäußerungen auf Einstellungen und Emotionen des Lesers. In einem Experiment, welches in eine quantitative Online-Befragung mit 427 Teilnehmern eingebettet war, wurde der Effekt von Inzivilität auf die Haltung des Lesers gegenüber konträren Meinungen, die eigene Meinungssicherheit, negative Emotionen sowie die Bereitschaft am Diskurs teilzunehmen, gemessen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Inzivilität in Leserkommentaren generell einen negativen Einfluss hat, jedoch vor allem dann, wenn es sich dabei um Kommentare handelt, die nicht der eigenen Meinung entsprechen. Entgegen bisheriger Forschungsergebnisse konnte kein Zusammenhang zwischen Inzivilität und der Bereitschaft am politischen Diskurs teilzunehmen festgestellt werden. Implikationen für die zukünftige Forschung werden diskutiert.
Inzivilität in Online-Leserkommentaren
Eine quantitative Analyse am Beispiel der Flüchtlingsdebatte