transfer 14(2) » Medieninhalte

Indexing und Framing der Afghanistan-Berichterstattung

Eine quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung der ARD Tagesschau über den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan 2001-2008

Medien spielen vor allem in Kriegs- und Krisenzeiten eine zentrale Vermittlerrolle zwischen Politik und Bürgern. Am Beispiel der ARD Tagesschau analysierte die Arbeit daher die Gestaltung der Berichterstattung über den deutschen Einsatz in Afghanistan im Zeitverlauf mit einer quantitativen Inhaltsanalyse von 678 Nachrichtenbeiträgen. Als Theoriehintergrund diente einerseits die Indexing-These von Bennett, die besagt, dass erst dann kritische Berichterstattung zu erwarten ist, wenn Kontroverse innerhalb der politischen Elite aufkommt. Die Ergebnisse zeigen, dass zu Beginn des Einsatzes, als überwiegend große Übereinstimmung in der Politik herrschte, kaum begründete Gegenmeinungen in der Berichterstattung vorkamen. Erst mit sich zuspitzender Ereignislage ab 2006 tauchten vermehrt kritische Stimmen sowohl in der Politik als auch in der Berichterstattung auf.
Des Weiteren wurde mithilfe des Ansatzes von Entman das Framing der Berichterstattung untersucht. Frameelemente wurden einzeln erhoben, um anschließend mit einer hierarchischen Clusteranalyse ganze Frames zu identifizieren. Die Afghanistan-Berichterstattung der Tagesschau war gekennzeichnet durch die drei inhaltlichen Frames Militär, Aufbauhilfe, Sicherheit. Sprecher aus der Politik kamen besonders oft in Beiträgen mit dem Aufbauhilfe-Frame vor, was deutlich macht, dass diese versuchen vor allem den Aspekt der zivilen Hilfe herauszustellen und den Einsatz stärker als humanitäres denn als militärisches Engagement zu kommunizieren.