Dieser Forschungsüberblick untersucht Studien, die sich mit der Fragestellung auseinandersetzen, welche Auswirkungen personalisierte Medien auf den Informationskontakt der Menschen haben, unter welchen Bedingungen die Filterung und Personalisierung der Inhalte die Einstellungen und Meinungen der Rezipienten beeinflussen und welche Forschungsergebnisse für die Hypothese der Filterblase oder die Netzwerkthese sprechen. Beide Annahmen versuchen, die Folgen und Wirkungsweisen einer High-Choice-Medienlandschaft zu erklären.
Die viel debattierte Hypothese der Filterblase, die der Internetaktivist Eli Pariser erstmals beschrieben hat, geht davon aus, dass im Internet eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, auf Inhalte zu stoßen, die den eigenen Einstellungen entsprechen. Die Netzwerkthese geht davon aus, dass aufgrund von Netzwerk-Effekten eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, online mit unterschiedlichen und vielseitigen Inhalten in Kontakt zu kommen. Beide Forschungsrichtungen definieren zentrale Begriffe und stützen sich auf theoretische Grundlagen, die sowohl die eine als auch die andere Annahme stützen. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über den jüngsten, teils widersprüchlichen Forschungsstand zu geben. Hierzu werden ausgewählte Forschungsarbeiten analysiert, strukturiert und bewertet. Anknüpfend an den bisherigen Stand der Forschung finden sich in den untersuchten Studien kaum Belege für Filterblasen oder Echokammern. Der Großteil der Bevölkerung nutzt ein vielfältiges Nachrichtenangebot online. Lediglich für einzelne Gruppen und unter bestimmten Randbedingungen können vielfaltsverengende Tendenzen festgestellt werden. Verstärkt sollten daher positive Aspekte wie die Wirkungsweisen der Netzwerkthese beleuchtet sowie weitere potenzielle Einflussvariablen und Randfaktoren untersucht werden.
Schlüsselwörter: Algorithmische Personalisierung, Filterblase, Echokammer, Netzwerkthese, Nachrichtennutzung, Meinungsbildung