Stress durch die Nutzung digitaler Medien zeichnet sich als wachsendes Phänomen in der Gesellschaft ab. Vor allem soziale Medien wie Messengerdienste haben das Potenzial, durch ihre ständigen Anfragen als Stressoren zu wirken. Unklar ist bisher allerdings, welche Rolle die Persönlichkeit der Nutzer:innen dabei spielt. In dieser Studie wird der Zusammenhang zwischen Kommunikationsanfragen und Stressempfinden unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen als Moderatorvariablen untersucht.
Der theoretische Rahmen integriert das Persönlichkeitsmodell der Big Five, bestehend aus den Dimensionen Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit, sowie das Transaktionale Stressmodell. Letzteres stellt die Interaktion zwischen Individuum und Umwelt bei der Entstehung von Stress in den Vordergrund und beschreibt Stress als einen psychischen Zustand, in dem die Anforderungen der Umwelt alle verfügbaren Ressourcen übersteigen. Diese Definition wird im Rahmen dieser Arbeit auf den digitalen Kontext übertragen. Dabei stellen Kommunikationsanfragen in Form von Push-Benachrichtigungen des Messengerdienstes WhatsApp einen potenziellen Stressor dar, dessen Auswirkung durch die Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale moderiert werden könnte.
Dieser Zusammenhang wurde durch ein Vignettenexperiment innerhalb einer standardisierten Online-Befragung untersucht. Die Manipulation der Kommunikationsanfragen erfolgte mithilfe eines Videos, welches sich in Experimental- und Kontrollgruppe unterschied. Zusätzlich wurde das Stressempfinden in Bezug auf das Video sowie die fünf Persönlichkeitsdimensionen erhoben. Die Stichprobe umfasste nach der Datenbereinigung 103 Teilnehmer:innen.
In der Datenanalyse zeigte sich zwar, dass die Teilnehmer:innen in der Bedingung mit vielen Kommunikationsanfragen im Durchschnitt mehr Stress empfanden, jedoch ist dieser Zusammenhang nicht signifikant. Auch die Persönlichkeitsmerkmale hatten keinen signifikanten moderierenden Einfluss, was auf unterschiedliche theoretische und methodische Gründe zurückgeführt werden kann. Möglicherweise spielen die Persönlichkeitsdimensionen der Big Five also keine signifikante Rolle bei der Entstehung von digitalem Stress im untersuchten Kontext. In Anbetracht dieser Limitationen unterstreicht die Studie die Notwendigkeit, in zukünftiger Forschung weitere Einflussfaktoren auf das komplexe digitale Stresserleben sowie mögliche Langzeiteffekte zu untersuchen.