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Die rappen doch alle das Gleiche. Oder? – Eine inhaltsanalytische Erfassung von Sexismus in Texten deutscher Rapperinnen und Rapper.

Nicht zuletzt aufgrund der oftmals sexistischen Texte genießt Deutschrap als Genre und Jugendkultur einen zweifelhaften Ruf. Den Beweis dafür lieferte nicht zuletzt Farid Bang und Kollegahs drittes Album der Reihe Jung, Brutal, Gutaussehend, welches aufgrund der systematischen Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen sowie der umstrittenen Holocaust-Zeile den Musikpreis Echo abschaffte (Olbrisch, 2020). In den letzten Jahren eroberten zudem immer mehr weibliche Interpretinnen das Genre, jedoch beinhalten auch deren Texte immer wieder sexistische Aussagen, auch gegenüber dem eigenen Geschlecht (Skrobala, 2020a).
Die qualitative Inhaltsanalyse mit anschließenden quantitativen Auswertungsschritten erfasst deshalb das Vorkommen der ambivalenten Sexismus-Dimensionen Hostile Sexism (HS) und Benevolent Sexism (BS) aus The Ambivaent Sexism Inventory (Glick & Fiske, 1996) sowie The Ambivalence Toward Men Inventory (Glick & Fiske, 1999) in Texten deutscher Rapperinnen und Rapper. Dabei geht die Studie der Frage nach, inwieweit sich weibliche und männliche Rapper_innen in der Verwendung sexistischer Aussagen unterscheiden.
Codiert wurden insgesamt 32 zufällig gezogene Songs der deutschen Top 100 Chart-Liste zwischen 2017 und dem ersten Quartal 2020, wobei je die Hälfte der Texte von weiblichen beziehungsweise männlichen Interpret_innen stammte.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass beide Dimensionen des Sexismus sowohl in Texten weiblicher als auch männlicher Rapper_innen zu finden waren.
Dabei bestanden keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Vorkommens der sexistischen Dimensionen und den Geschlechtern von Interpret_innen und deren Adressat_innen. Klare Täter- und Opferrollen waren somit nicht erkennbar. Die Problematik des Sexismus im Deutschrap stellte sich nicht als geschlechterbezogenes, sondern als generelles Problem heraus, denn sowohl Rapperinnen als auch Rapper bildeten in ihren Texten in der Kritik stehende, stereotype Rollenbilder ab.
Zudem traten themenbezogene Varianzen bei den kodierten sexistischen Dimensionen und Kategorien auf und auch die Beziehung von Rapper_innen und deren Adressat_innen spielte eine Rolle in Bezug auf vorkommende sexistische Aussagen. Sexismus stellte sich somit als ein multifaktoriell bedingtes Konstrukt heraus, welches über die bloße Geschlechterdimension hinausragte.