Das kompetente Rezipieren von Nachrichten ist für einen mündigen Umgang mit Informationen für alle Bevölkerungsgruppen essenziell. Daher untersuchte diese Arbeit die Nachrichtenkompetenz der Baby Boomer-Generation in Deutschland. Es wurde der tatsächliche und der wahrgenommene Grad von Nachrichtenkompetenz gemessen, die Merkmale nachrichtenkompetenterer Personen dieser Generation ermittelt sowie untersucht, ob die Wichtigkeit von Nachrichtenkompetenz wahrgenommen wird und welche Baby Boomer offen für eine Förderung dieser Fähigkeiten wären. Diese Messungen stellen eine Forschungslücke dar, da die bestehende Forschung vor allem aus den USA stammt und sich vorranging auf jüngere Personen bezieht. Daher wird erst die Theorie zu den relevanten Konstrukten wie Nachrichtenkompetenz aufgezeigt und anschließend Hypothesen aufgestellt, die die bisherigen Ergebnisse in Bezug auf Merkmale der Baby Boomer-Generation in Deutschland übertragen.
Zur Beantwortung der Forschungsfragen und zur Überprüfung der Hypothesen wurde eine quantitative Online-Befragung durchgeführt. Dazu wurde ein Sample von 173 Baby Boomern mit verschiedenen statistischen Modellen untersucht. Es zeigte sich, dass die deutschen Baby Boomer ihre Nachrichtenkompetenz zu über 70% falsch einschätzen, meistens in Form einer Überschätzung. Im Allgemeinen ist der Grad der Nachrichtenkompetenz nicht besorgniserregend niedrig. Zu den Merkmalen nachrichtenkompetenter Personen dieser Generation zählen ein hoher formeller Bildungsabschluss, starkes Vertrauen in Journalismus, eine geringe Wahrnehmung von Hürden einer kompetenten Rezeption von Nachrichten, eine hohe Häufigkeit des Nachrichtenkonsums und die Identifikation mit dem männlichen Geschlecht. Des Weiteren führen eine höhere Wertschätzung von Nachrichtenkompetenz und die Identifikation als weiblich zu einer Offenheit für eine Weiterbildung in diesem Bereich. Grundsätzlich ist die Wertschätzung der Baby Boomer von Nachrichtenkompetenz hoch einzuordnen.
Die Befunde werden diskutiert und Hinweise für weitere Forschung sowie Implikationen für die Erwachsenenbildung abgeleitet. Dabei ist besonders zu beachten, dass einige Konstrukte, die von der Theorie zu Nachrichtenkompetenz gezählt werden und in führenden Studien zum Einsatz kamen, in dieser Arbeit keine reliablen Skalen aufwiesen. Dieser Aspekt sowie die Ergebnisse dieser Arbeit geben Hinweise auf eine Notwendigkeit einer kritischen Reflexion der Theorie und Empirie.