Das Ziel von terroristischen Gewaltakten ist es, die terroristischen Angst- und Schreckensbotschaften möglichst spektakulär an ein breites Publikum zu adressieren. Insbesondere die Fernsehberichterstattung über den Anschlag soll die Augenzeugen am Tatort um die „Augenzeugen“ am Bildschirm erweitern und die Schreckensbilder des Terrors in möglichst vielen Köpfen einprägen. Damit kommt dem Fernsehmedium im Geflecht des Terrorismus eine Schlüsselrolle zu: Die Art und Weise der Berichterstattung entscheidet (zumindest zu einem gewissen Grad), ob und wie terroristische (Anschlags-)Botschaften einem Massenpublikum zugänglich gemacht werden. Autoren werfen dem Fernsehmedium in diesem Zuge häufig vor, den Fokus der Berichterstattung auf die hochdramatischen Elemente des Terrorereignisses zu legen, um durch die betont dramatische, emotionale und sensationalistische Darstellung die Zuschauerzahlen zu maximieren.
Hieran anknüpfend untersucht die Arbeit die Qualität der Terrorberichterstattung im deutschen Fernsehen in Abhängigkeit von boulevardesken Gestaltungsweisen. Als Untersuchungsmaterial dient die Berichterstattung von ARD (tagesschau), ZDF (heute) und ProSieben (Newstime) über den Anschlag in Berlin am 19.12.2016. Den theoretischen Rahmen bildet das Boulevardisierungs- und das Framing-Konzept. Untersucht wird die Terrorberichterstattung mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse – in Anlehnung an Gerhards und Schäfer (2011). In den einzelnen Analysedimensionen werden sowohl inhaltliche Merkmale als auch Boulevardisierungsindikatoren der Terrorberichterstattung erfasst. Das ermöglicht die Deskription der Berichterstattung und die Ermittlung des (senderspezifischen) Boulevardisierungsniveaus.
Die Ergebnisse zeigen folgendes Bild: Die Berichterstattung der ARD weist so gut wie keine Boulevardisierung auf. In der Berichterstattung des ZDF zeichnet sich dagegen bereits eine deutliche Boulevardisierung ab. Die Berichterstattung von ProSieben schließlich ist sehr stark boulevardisiert. Die Befunde verweisen unter anderem auf deutliche Boulevardisierungsunterschiede innerhalb der öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen und leisten dementsprechend einen Beitrag zur Konvergenzdiskussion. In einem zweiten Teil der Arbeit wurde für jeden untersuchten Sender ein thematischer Deutungsrahmen entwickelt: Für die ARD-Berichterstattung wurde der Frame „Terrormanagement“ identifiziert, für das ZDF der Frame „Zwischen Emotion und Aktion“ und für ProSieben der Frame „Spektakuläre Terrorverbrechen gegen die Menschheit“. In einem dritten Abschnitt der Arbeit wird aufgezeigt, inwieweit eine (nicht-)boulevardisierte Terrorberichterstattung den kommunikativen Zielen von Terroristen (wenig, teilweise oder stark) entgegenkommt.