Seit der Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 verzeichnet die Bundeswehr eher ernüchternde Zahlen an neuen Rekruten. Abhilfe für die stets sinkenden Zahlen sollte die Rekrutierungskampagne „Mach, was wirklich zählt“ schaffen. Diese Kampagne soll die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber in ihrer jungen Zielgruppe steigern. In den meisten Untersuchungen über die Kommunikationsstrategien der Bundeswehr wurde auf die Perspektive der Rezipienten nur indirekt eingegangen. Diese Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, wie die Rekrutierungskampagne auf das Bewerbungsinteresse der Rezipienten wirkt.
Grundlage für die Erklärung des Bewerbungsinteresse ist die Theorie des vernünftigen Handelns der Forscher Ajzen und Fishbein, welche Einstellungen und Verhalten in eine kausale Beziehung setzt. Insbesondere die subjektive Norm ist für diese Untersuchung von Bedeutung und wird daher als erster Prädiktor für das Bewerbungsinteresse festgelegt. Modifiziert wird die Theorie des vernünftigen Handelns durch die Prädiktoren direkte Erfahrung mit der Bundeswehr und subjektiver Informationsgehalt der Rekrutierungsplakate.
Es wurde eine quantitative Onlinebefragung im einfaktoriellen Experimentaldesign durchgeführt. Hierbei wurden in den beiden Experimentalgruppen das gezeigte Rekrutierungsplakat, und damit der Informationsgehalt, variiert. Die Ergebnisse zeigen, dass das erarbeitete Modell das Bewerbungsinteresse sehr gut erklärt. Trotzdem werden für die Experimentalgruppen unterschiedliche signifikante Einflüsse festgestellt. In der Gruppe „Niedriger Informationsgehalt“ haben die subjektive Norm und die Vorerfahrung einen signifikanten Einfluss auf das Interesse. In der Gruppe „Hoher Informationsgehalt“ hat wiederum nur der subjektive Informationsgehalt einen signifikanten Einfluss. Auch wenn diese Ergebnisse nicht sehr eindeutig sind, konnte aufgezeigt werden, dass die Informationen der Plakate das Bewerbungsinteresse beeinflussen und ohne ausreichend Informationen, die anderen Prädiktoren an Wichtigkeit gewinnen. Somit könnte ein gezielterer Umgang mit dem Faktor Information dabei helfen, die Effektivität der Rekrutierungskampagne zu verbessern.