Die Arbeit befasst sich aus medienwissenschaftlicher Perspektive mit Ostalgie als alltäglicher medienvermittelter Wiederaneignung der DDR. Dabei liegt der Fokus auf den Spannungen und Widersprüchen in den medienbezogenen Erinnerungspraktiken von in der DDR geborenen und in der Transformationsphase nach 1989 aufgewachsenen Ostdeutschen.
Auf der Grundlage von Leitfadeninterviews wurden nach dem Verfahren der Grounded Theory (Glaser/Strauss 1998) zwei typische Artikulationsmuster von Ostalgie rekonstruiert. Während mit ‚Ostalgie als Stil‘ typischerweise eine Selbstidentifikation als ‚Ossi‘ verbunden ist, die primär auf als kollektiv angesehene Erinnerungen Bezug nimmt und tendenziell Mentalitätsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen betont, wird in der Artikulation von ‚Ostalgie als Erinnern‘ ein Selbstverständnis stabilisiert, das sich vor allem auf als subjektiv wahrgenommene Erinnerungen beruft, der ostdeutschen Herkunft aber insgesamt weniger Gewicht beimisst als der eigenen Flexibilität im Umgang mit den veränderten Lebensumständen.
Damit macht die Arbeit deutlich, dass die Artikulation von Ostalgie den komplexen historischen Sozialisationshintergrund dieser Altersgruppe reflektiert und somit stets als Aushandlungsprozess verstanden werden muss, der ebenso auf die ‚westliche‘ durch Individualismus und Pluralismus gekennzeichnete Nachwende-Gesellschaft verweist wie auf die stärker kollektiv orientierte Gesellschaftsordnung der DDR.
Ostalgie und Medien
Zur Artikulation von Ostalgie in der 'Wendegeneration'