In der heutigen Gesellschaft sind dauerhafte Mediennutzung und eine ständige Erreichbarkeit über mobile Medien zur alltäglichen Norm geworden. Welchen Einfluss dies auf den Menschen hat, wird durch das ‚Integrative Model of Mobile Media Use and Need Experiences‘ (IM^3UNE) von Schneider et al. (2022) thematisiert. Das Modell kombiniert die theoretischen Ansätze der Selbstbestimmungstheorie (Ryan & Deci, 2000) und des Kohärenzgefühls (Antonovsky, 1987). Dadurch trifft es Annahmen darüber, wie verschiedene Forderungen, die durch mobile Mediennutzung entstehen, das psychische Befinden beeinflussen können. Hierbei vertritt das Modell eine salutogene Perspektive, sodass neben dem Einfluss auf das Unwohlsein auch die möglichen positiven Effekte für das Wohlbefinden betrachtet werden. Dazu wird den Bedürfnissen nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit eine vermittelnde Rolle zugeschrieben. Zusätzlich wird angenommen, dass ausgewählte Persönlichkeitsmerkmale einen Einfluss auf die Auswirkungen von mobiler Mediennutzung haben können. Diese Bachelorarbeit präsentiert eine der ersten empirischen Überprüfungen des Modells, wobei ein Fokus auf Erreichbarkeitsdruck als Forderung und Selbstkontrolle als Persönlichkeitsmerkmal gelegt wird.
In einem Vignetten-Experiment, welches innerhalb einer Online-Befragung mit 165 Teilnehmenden erfolgte, wurde das Empfinden von Erreichbarkeitsdruck auf zwei Stufen manipuliert. Dabei wurde Selbstkontrolle als ein Moderator auf die Beziehung zwischen Erreichbarkeitsdruck und dem psychischen Befinden analysiert. Zusätzlich wurden die Befriedigung sowie Frustration der drei Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit als Mediatoren untersucht.
Die gewonnenen Ergebnisse stützen zu großen Teilen die Annahmen des IM^3UNE, dass Erreichbarkeitsdruck als Forderung für Nutzende einen Einfluss auf das Wohlbefinden sowie Unwohlsein besitzen kann, wobei besonders negative Effekte aufgezeigt werden konnten. Hierbei nehmen vor allem das Bedürfnis nach Autonomie sowie die Kompetenzfrustration eine zentrale Rolle als Mediatoren ein. Ein moderierender Effekt des Persönlichkeitsmerkmals Selbstkontrolle auf den Zusammenhang konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.