Um sich im Internet über aktuelle Nachrichten zu informieren, nutzen viele Rezipientinnen und Rezipienten das breite Angebot an aktuellen Online-Artikeln. Eine große Rolle spielen dabei unerwartete Inhalte, welche die Aufmerksamkeit und das Interesse der Lesenden wecken sollen.
Diese Arbeit untersucht auf Basis der Expectancy-Violations-Theory und Schemata-Forschung die Auswirkungen solcher überraschender Online-Artikel auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit und den wahrgenommen Nachrichtenwert der Botschaften. Es wird dabei angenommen, dass die unterschiedliche kognitive Verarbeitung von erwarteten und unerwarteten Informationen zu unterschiedlichen Einschätzungen seitens der Rezipierenden führt.
In einem zweifaktoriellen Online-Experiment werden den Teilnehmenden dafür verschiedene Artikel zum Thema Fleischkonsum präsentiert, die bestehende Erwartungen bestätigen oder verletzen. Darüber hinaus wird auch die eigene Meinung der Teilnehmenden erfasst, um festzustellen, ob diese von den Online-Artikeln unterstützt oder widerlegt wird. Anschließend bewerten die Teilnehmenden auf einer Skala die Glaubwürdigkeit und die Relevanz des ihnen präsentierten Artikels.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass erwartete Online-Artikel als glaubwürdiger und relevanter eingeschätzt werden, wenn diese die eigene Meinung der Lesenden unterstützen. Diese Erkenntnis steht im Einklang mit der Forschung zum Confirmation Bias. Unerwartete Artikel, die der Meinung der Rezipierenden widersprechen, werden dagegen als genauso relevant und glaubwürdig eingeschätzt wie Online-Artikel, die der eigenen Meinung entsprechen. Diese Arbeit postuliert deshalb, dass Erwartungsverletzungen in Online-Artikeln eine ablenkende Wirkung besitzen und damit die Tendenz des Confirmation Bias umgehen können. Implikationen für die journalistische Praxis und weitere Forschung werden besprochen.