transfer 25(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Wie beeinflussen die individuellen Lebenssituationen der Rezipierenden das Unterhaltungserleben?

Eine Untersuchung zum Einfluss biografischer Resonanz auf Basis einer positiven Lebenserfahrung auf Enjoyment und Appreciation.

In der Biographic Resonance Theory beschreiben Klimmt & Rieger (2021), wie die individuellen Lebenssituationen der Rezipierenden das Unterhaltungserleben (definiert als Enjoyment und Appreciation) beeinflussen. Die Theorie beschäftigt sich dabei insbesondere mit negativ konnotierten Lebenssituationen und somit dem eudaimonischen Unterhaltungserleben. Darauf basierend liefert die vorliegende Arbeit nicht nur eine der ersten empirischen Überprüfungen der Biographic Resonance Theory, sondern unternimmt zudem den Versuch, die Theorie auf positive Lebenserfahrungen (und somit das hedonische Unterhaltungserleben) auszuweiten. Des Weiteren wird untersucht, ob im Rahmen der Theorie das Auftreten von biografischer Resonanz durch Obtrusiveness ersetzt werden kann, und welche Auswirkungen biografische Resonanz auf Self-Efficacy hat. Auch mögliche mediierende Effekte von bedeutsamem Affekt, Identification und Transportation werden betrachtet – alles vor dem Hintergrund einer positiven Lebenserfahrung.
Hierzu wurde ein Online-Quasi-Experiment mit mehrheitlich berufstätigen Befragten (N = 111) durchgeführt. Als Stimulus diente dabei ein Ausschnitt aus der US-Serie „Suits“, bei dem das Thema Beförderung als positive Lebenserfahrung im Vordergrund steht. Die Einteilung in die Experimentalgruppen basierte auf der biographischen Erfahrung der Teilnehmenden.

Die Ergebnisse der Erhebung bestätigen den in der Biographic Resonance Theory beschriebenen Einfluss der individuellen Lebenssituation auf das Unterhaltungserleben auch im Zusammenhang mit positiven Lebenserfahrungen und legen somit eine Ausweitung der Theorie nahe.
Biografische Resonanz, die auf einem positiven Lebensereignis beruht, führt zu stärkerem Enjoyment, hat jedoch keinen direkten Einfluss auf das Erleben von Appreciation. Der bedeutsame Affekt mediiert dieses Verhältnis in Bezug auf Enjoyment und Appreciation jeweils partiell, wobei sich im Zusammenhang mit Appreciation der direkte und der indirekte Effekt gegenseitig aufheben. Auch Identification und Transportation werden durch biografische Resonanz beeinflusst und mediieren außerdem das Verhältnis zwischen biografischer Resonanz und Enjoyment vollständig und zwischen biografischer Resonanz und Appreciation partiell, wenngleich sich im Bezug auf Appreciation wie schon bei dem bedeutsamen Affekt der direkte und der indirekte Effekt gegenseitig aufheben. Des Weiteren scheint die Obtrusiveness zumindest tendenziell einen Einfluss auf Enjoyment zu haben, auch wenn sich der Effekt nicht signifikant von dem bei Rezipierenden ohne Bezug zum Medieninhalt unterschied. Abschließend konnte ein Zusammenhang zwischen biografischer Resonanz und Self-Efficacy bestätigt werden, der außerdem durch Identification partiell mediiert werden kann.