transfer 19(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Wenn die Smartphone-Nutzung zur Gefahr wird

Wie beeinflussen Persönlichkeitsmerkmale, situative und soziodemographische Faktoren die Smartphone-Nutzung im Straßenverkehr?

Trotz Gefahrenbewusstsein und Strafbewehrung ist eine hohe Smartphone-Nutzung im Straßenverkehr festzustellen. Während wissenschaftliche Untersuchungen bis dato überwiegend die negativen Auswirkungen der Smartphone-Nutzung im Straßenverkehr fokussieren, verfolgt diese Studie das Ziel anhand von ausgewählten Persönlichkeitsmerkmalen, situativen und soziodemographischen Faktoren die Diskrepanz zwischen Gefahrenbewusstsein und Smartphone-Nutzung im Straßenverkehr zu erklären. Dafür wurde eine Online-Befragung (N = 417) mit Verkehrsteilnehmer/innen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren durchgeführt. Die Analyse mittels multipler Regressionen ergab, dass das Smartphone häufiger genutzt wurde, je höher die Angst etwas zu verpassen bei Autofahrern und Fahrradfahrern ausgeprägt war. Während die gewohnheitsmäßige Smartphone-Nutzung keinen Einfluss auf die Smartphone Nutzung beim Fahrradfahren hatte, wurden für Autofahrer und insbesondere für Fußgänger starke Effekte festgestellt. Ein Anstieg der Nutzungshäufigkeit mit sinkender Selbstkontrolle und zunehmender Langeweile konnte für alle drei Fortbewegungsarten nachgewiesen werden. Diese Zusammenhänge ergaben zwei Erklärungsansätze der Smartphone-Nutzung im Straßenverkehr. Einerseits entsteht bei geringer Selbstkontrolle eine bewusste, aber unkontrollierte Nutzung. Andererseits zeigte sich für Autofahrer und Fußgänger eine starke habitualisierte Verhaltensteuerung, die eine unbewusste automatisierte Nutzung auslöst.