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„We are so sorry!“

Die Auswirkung verschiedener Krisenkommunikationsstrategien auf Spendenbereitschaft

Im Februar 2018 gab die Zeitung The Times bekannt, dass eine Untersuchung zur britischen Hilfsorganisation Oxfam ergeben hatte, dass deren Mitarbeiter sieben Jahre zuvor bei einem Hilfsprojekt in Haiti Orgien mit möglicherweise minderjährigen Prostituierten gefeiert haben. Nachdem im Laufe der Woche zusätzlich Vorwürfe gegen Mitarbeiter im Tschad aufkamen, verlor Oxfam rund 7000 Spender. Als Reaktion traten vier Mitarbeiter, drei Vorstandsmitglieder sowie die stellvertretende Chefin zurück und Oxfam veröffentlichte einen offenen Brief, in dem sie angaben, die Vorfälle ernsthaft zu bereuen und auf die Entlassungen und die vorgesehenen Änderungen hinwiesen. Zusätzlich betonten sie allerdings auch, welche gute Arbeit sie weiterhin in bedürftigen Ländern verrichten.

Timothy Coombs erstellte 2007 verschiedene Reaktionsstrategien, um die Krisenkommunikation von Unternehmen und Organisationen einzuordnen. Er unterschied dabei zwischen primärer Reaktion, die z.B. Leugnung, Ausreden, Kompensation oder ernsthafte Entschuldigungen umfasst, und sekundärer Reaktion, zu der Erinnerungen an die guten Taten der Organisation, Anbiederung und Zuschreiben der Opferrolle zählen. In dieser Masterarbeit sollte herausgefunden werden, welche Krisenkommunikationsstrategie Oxfam bei seiner Antwort verfolgte und welche anderen Strategien möglicherweise besser geeignet gewesen wären, um weniger potentielle und bestehende Spender zu verschrecken. Um dies herauszufinden, wurde die Entschuldigung der Organisation so manipuliert, dass sie verschiedene Formen der Krisenreaktion widerspiegelten. Anschließend wurde mithilfe einer Online-Umfrage untersucht, wie die verschiedenen Reaktionen auf Leser wirken und ob die Bereitschaft, an Oxfam zu spenden durch eine andere Form der Krisenkommunikation gesteigert werden kann.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Kommunikation der Organisation eine eher untergeordnete Rolle für den Reputationsverlust und die damit verbundene Spendenbereitschaft spielt. Es scheint, als ob die Krise selbst und die Berichterstattung über sie einen deutlich entscheidenderen Faktor für die Einschätzung der Reputation darstellen. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Situational Crisis Communication Theory kein geeigneter Leitfaden für die Einschätzung einer Krise und die Reaktion auf diese ist, und dass die Spenderabwanderung nicht durch Verwendung der korrekt zugeordneten Krisenkommunikationsstrategie auf einem Minimum gehalten werden kann.