transfer 20(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Warum wir beim Einparken das Radio abstellen

Eine experimentelle Untersuchung kapazitativer Interferenzen beim Verarbeiten komplexer Audioinhalte in verschiedenen Rezeptionssituationen

Radio ist ein Nebenbeimedium. Ein Großteil der Nutzung findet beiläufig statt: beim Frühstück, im Auto oder unter der Dusche. Selbst komplexe Inhalte aus wortlastigen Sendungen, Podcasts oder Hörbüchern werden selten mit der vollen Aufmerksamkeit gehört. Die vorliegende Studie geht unter Anwendung der ‚Limited Capacity‘-Modelle von Lang (2000, 2006) der Frage nach, welche Auswirkungen Komplementärbeschäftigungen unterschiedlicher Anforderungsniveaus auf die Verarbeitungskapazität beim Hören komplexer Audioinhalte haben. In einer experimentellen Onlinestudie (N=309) wurde bestätigt, dass den drei Verarbeitungs-Subprozessen Encodierung, Speicherung und Abruf bei anspruchsvollen Tätigkeiten weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Eine einfache Komplementärbeschäftigung erhöhte zwar nicht wie angenommen die Menge der zugewiesenen Ressourcen, allerdings konnten beim Abruf und der Encodierung auch keine Interferenzeffekte beobachtet werden. Lediglich die Speicherung wurde beeinträchtigt.