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Von „Heulsusen“ und „Macho-Migranten“

Die #MeToo-Debatte im medialen Diskurs der Neuen Rechten

Die Neue Rechte in Deutschland hat in den letzten Jahren an politischem Einfluss gewonnen, besonders durch ihren neuen parlamentarischen Arm in Form der Alternative für Deutschland (AfD). Verstärkt bringt sie sich nicht nur zu Themen der Zuwanderung ein, sondern auch in geschlechterpolitischen Diskursen, in welchen die Neue Rechte ein antifeministisches Programm vertritt. Ein Beispiel hierfür ist der Hashtag #MeToo, welcher im Oktober 2017 durch einen Tweet entstand und eine weltweite Debatte über sexuelle Gewalt an Frauen loslöste. Die Neue Rechte reagierte unter anderem mit einem vermeintlich feministischen Frauenmarsch, der sich ausschließlich gegen nicht-deutsche Täter richtete und das Problem der sexuellen Gewalt somit ethnisierte.

Diese Arbeit geht der Frage nach, wie der öffentliche #MeToo-Diskurs in neurechten Medien inszeniert und bewertet wird, um somit einen Rückschluss auf das Verhältnis von Neuer Rechter und Feminismus zu ermöglichen. Hierfür werden aus drei neurechten Online-Medienangeboten insgesamt 28 Artikel zum Thema #MeToo nach bestimmten Kriterien ausgewählt und dann mithilfe einer Kombination aus qualitativer Inhaltsanalyse und Diskursanalyse ausgewertet. Den theoretischen Rahmen bilden Ansätze des Postfeminismus, des Femonationalismus, diskursanalytische Konzepte der kulturellen Hegemonie, sowie Theorien zu Online Aktivismus und Neuer Rechter.

In der Analyse werden drei verschiedene Teildiskurse identifiziert: Die Darstellung von #MeToo als Bedrohung, die Diffamierung der Debatte und die Fokussierung auf nicht-westliche migrantische Sexualstraftäter. Wird sexuelle Gewalt in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt, wie es die #MeToo-Debatte beabsichtigt, oder speziell in Bezug auf weiße Männer thematisiert, so nimmt die Neue Rechte dies als Bedrohung für das von ihnen präferierte Gesellschaftsmodell wahr und nutzt daher diskursive Strategien der Diffamierung. Handelt es sich hingegen um sexuelle Gewalt begangen von nicht-westlichen Migranten, wird sich vermeintlich im Namen der (deutschen) Frauen dagegen ausgesprochen. Insgesamt steht die Neue Rechte in ihrem Verhältnis zur #MeToo-Debatte somit zwischen Diffamierung und Instrumentalisierung.