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Unter die Lupe genommen: Fake News in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung

Zwar sind Fake News kein neues Phänomen, dennoch hat der Begriff durch den Wahlkampf zwischen Trump und Clinton 2016 einen Boom erlebt, und das sowohl im Alltagsleben als auch in der Forschung. Inzwischen gibt es eine beachtliche Anzahl an wissenschaftlichen Beiträgen zu Fake News. Das aufgegriffene Themenspektrum hat eine riesige Spannbreite und umfasst unter anderem Arbeiten zu ihrer Definition und Kategorisierung (Tandoc et al. 2018), zu ihren politischen Auswirkungen (Allcott/Gentzkow 2017a; Grinberg et al. 2019) und Einfluss auf die klassischen Medien (Vargo et al. 2018) sowie ihrer juristischen Betrachtung (Klein/Wueller 2017). Das erschwert es erheblich, sich einen guten Einblick in dieses Forschungsfeld zu verschaffen.

Deshalb ist das Ziel dieser Arbeit, einen Überblick über die kommunikationswissenschaftliche Forschung zu Fake News zu liefern. Dabei liegt der Fokus darauf, auf welche Weise über Fake News geforscht wird und wie diese definiert werden, welche Ursachen, Konsequenzen und Lösungen genannt werden und welche Rolle der US-Wahlkampf 2016 auf die Forschung zu diesem Thema hatte. Insgesamt wurden 144 theoretische und empirische Arbeiten mittels einer umfangreichen quantitativen Inhaltsanalyse analysiert.

Es ist unmissverständlich zu erkennen, wie komplex, kontrovers und facettenreich Fake News und ihre wissenschaftliche Behandlung sind. In der Forschung besteht keinerlei Einigkeit darüber, welche Merkmale Informationen aufweisen müssen, um als Fake News zu gelten. Die Streitpunkte umfassen grob die Imitation von journalistischen Produkten, die Täuschung des Publikums, die Falschheit der Informationen und ihre Verbreitung über soziale Medien. Die Ergebnisse zeigen, dass Fake News als sehr negative angesehen werden und ihnen Konsequenzen auf vielen Gesellschaftsbereichen zugeschrieben werden. Vor allem den sozialen Medien und den RezipientInnen wird die Schuld an ihrer Verbreitung und ihren negativen Auswirkungen gegeben. Jedoch werden auch allgemeine strukturelle Veränderungen in der Medienlandschaft und Probleme im Journalismus als Ursachen identifiziert. Außerdem wird bestätigt, dass es sich bei der Fake News Forschung um einen relativ neuen Trend in der Wissenschaft handelt (Borges-Tiago et al. 2020), welcher sich auf Trump zurückführen lässt.