transfer 20(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Überall zu Hause? – Das Medien- und Kommunikationshandeln Studierender im Kontext eines Auslandsaufenthaltes

Globale Mobilitätsprozesse bedingen eine Mediennutzung in fremden Lebens- und Medienwelten. Doch wie gestaltet sich das kommunikative und mediale Handeln während eines Auslandsaufenthaltes? Alltägliche Nutzungsweisen und ihre Auswirkungen auf interkulturelle Kommunikationsaspekte sind Gegenstand von 17 leitfadengestützten Interviews mit Studierenden und Promovierenden, die sich zum Untersuchungszeitpunkt im Ausland aufhielten.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Auslandsaufenthalt eng verwoben mit der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Kommunikationstechnologien ist und dadurch einem Wandel unterliegt. Die räumlich-zeitlich ungebundene Nutzung digitaler Medien ermöglicht eine kontinuierliche informationelle wie soziale Vernetzung. Insbesondere das Smartphone erfüllt jederzeit Bedürfnisse des Austausches und schafft neue Arrangements von Nähe und Distanz im Rahmen der Auslandserfahrung. Physische Mobilität beeinflusst kaum das Medien- und Informationsrepertoire, das nahezu unverändert ‚im Koffer mitgenommen‘ wird. Dies wird kritisch reflektiert, da es die persönliche Auseinandersetzung mit einer anderen Lebensweise verringert. Die eigene kulturelle Identität wird als unverändert bzw. gestärkt wahrgenommen, dennoch gleichzeitig ein Zuwachs an interkultureller Kompetenz konstatiert, die gegenwärtig im Zeitalter multikultureller Gesellschaften als besonders bedeutsam evaluiert wird.