Das Medium Fernsehen steht nicht nur auf inhaltlicher Ebene seit seiner Geburtsstunde permanent in der Kritik. Die Vorwürfe sind teils vielfältig und fundiert, teils jedoch auch eher phrasenhaft. Sie treten sowohl in dezidierter als auch weniger spezifizierter Form auf. Die Distanzierung vom konventionellen Fernsehen zeichnet sich mittlerweile ebenso in der Generation junger Studierender in Deutschland ab. An der Universität ist es keine Seltenheit mehr, dass abfällige Bemerkungen über den TV-Konsum und seine zahlreichen Implikationen laut werden. Den jungen Menschen damit jedoch eine generell kulturpessimistische Grundhaltung zu unterstellen, würde dem Phänomen nicht einmal im Ansatz gerecht werden. Die zentrale Frage muss folglich lauten, inwiefern einer Entscheidung gegen dieses „Leitmedium“ – in sowohl physischer als auch inhaltlicher Form – konkrete Motive zugrunde liegen und wie sie begründet werden.
Im Rahmen der Arbeit konnten mit Hilfe problemzentrierter, leitfadengestützter Interviews und anschließender Themenanalyse bestehend aus Textreduktions- und Codierverfahren vier übergeordnete Motive herausgearbeitet werden: Unzufriedenheit mit dem TV-Programm, Attraktivität alternativer Medienangebote (Schwerpunkt Internet), Wunsch nach Flexibilität, Spontaneität und Ungebundenheit im Alltag sowie ethische Bedenken in Zusammenhang mit einem Mangel an Identifikationspotenzial.
TV-Verweigerung als Statement unter Studierenden
Zu den Motiven einer Distanzierung vom "Leitmedium" Fernsehen