In dieser Arbeit wird die Online-Identität von transgender Personen mit Fokus auf Soziale Netzwerke und deren Nutzung untersucht. Hierfür wird auf die Auswirkungen von Sozialen Netzwerken auf die individuelle Realität und Identität eingegangen. Es kann eine starke Online-Identität entstehen, die es erlaubt Erfahrungen zu teilen und mit anderen Personen ständig in Kontakt zu stehen. Die Konstruktion dieser Online-Identität, wird in den Kontext zu transgender Personen gestellt und mit der Offline-Identität verglichen. Dafür werden Kenntnisse aus den Gender Studies hinzugezogen, Schlüsselaspekte der Online-Identität definiert und die Bedeutung des Publikums für diese evaluiert. Als zusätzlicher Aspekt wird die digitale Selbst-Narration aufgegriffen und in Kontrast gestellt.
Der bisherige Forschungsstand soll durch Erkenntnisse aus qualitativen Leitfadeninterviews mit transgender Personen erweitert werden. Für jedes Interview wurde ein Minimaltranskript nach den GAT-2-Konventionen angefertigt, anhand derer eine Themenanalyse durchgeführt wurde.
Zu einem Großteil wurden so die Erkenntnisse des bisherigen Forschungsstands bestätigt und erweitert. Transgender Personen unterscheiden sich weder in ihrer Nutzung noch in ihrer Online-Identität von anderen Menschen, ihre Geschlechtsidentität fügt lediglich eine weitere Ebene hinzu. Als wichtigster Nutzungsgrund von Sozialen Netzwerken kann der Erhalt von Informationen zur Geschlechtsidentität und Geschlechtsumwandlung festgestellt werden. Besonders wichtig sind hierbei Erfahrungsberichte. Anschließend werden eigene Erfahrungen und Informationen ebenfalls geteilt, Aufklärungsarbeit ist demnach ein weiterer wichtiger Nutzungsgrund. Ein Gefühl der Befriedigung wird zudem aus der digitalen Selbst-Narration erhalten, auch wenn es sich hierbei eher um eine Freizeitaktivität handelt. Die allgemein verbreiteten Nutzungsgründe Unterhaltung und Pflege von sozialen Kontakten werden ebenfalls genannt. Hinzu kommt der intensive Drang nach einem Gefühl der Verbundenheit mit Gleichgesinnten.
Die Online-Identität wird so konstruiert, dass ein mögliches Publikum bedacht wird. Zusätzlich wird sie möglichst identisch mit der Offline-Identität erschaffen, so dass ein Gefühl von Authentizität möglich ist. Die Befragten sind mit ihren Online-Identitäten zufrieden und sehen sich als unabhängige Individuen, die in der Lage sind kompetente Online-Identitäten zu erschaffen.