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(Sub)liminal Spaces

Eine Soziologische Filmanalyse des Architekturraums und dessen narrativer Funktion in David Lynchs „Lost Highway“

Fleischgewordene Geisteslandschaften bestimmen David Lynchs filmisches Universum. Seine Filme sind unverwechselbare Studien von Raum und Architektur. Der Architekturraum in „Lost Highway“ (Lynch, 1997) wird in vorliegender Arbeit als Reflektion der figürlichen und narrativen Strukturen des Films ins Visier genommen. Filmarchitektur ist wesentlich an der Modellierung der Diegese beteiligt, weshalb sich zu dessen Untersuchung ein mediensoziologischer Ansatz empfiehlt.

Für die Auswahl der nach Peltzer und Keppler (2015) zu analysierenden Schlüsselszenen legt die Ergründung des affektiven Potenzials moderner Architektur sowie eine architektursemiotische Fokussierung in Anlehnung an Umberto Eco (1997) den Grundstein.

„Lost Highway[s]“ Architekturraum schlägt sich als Zeichensystem nieder und lässt den fiktionalen Weltentwurf mitsamt seiner Sinnangebote lesbar werden. Die topologische Ordnung der Innenarchitektur wird über filmspezifische Mittel der visuellen Ebene gezielt inszeniert und über auditiv raumwirksame Indizes kommentiert, sodass architektonische Objekte über ihre ursprüngliche Funktion hinaus Bedeutung erhalten und zu Zeichen werden. Identitätsstiftende Wohnentwürfe vermögen es, Figuren auf eine einzigartige Art und Weise vorzustellen; kommunizieren deren Lebensstil, Motive, Beziehungen und Rolle innerhalb des filmischen Narrativs. So wird eine räumliche Rhetorik geschaffen, die das Innenleben der Figuren erfahrbar macht. Die Filmarchitektur stiftet Figuren zu Handlungen an oder wird gar selbst zur Täterin. „Lost Highway“ verfügt über ein filmspezifisches Raumsystem, welches die Narration mal reflektiert und mitgestaltet, mal vorwegnimmt und beherrscht und dabei stets verschiedene ontologische Realitäten gliedert und miteinander verbindet. Der architektonische Raum dient zur Orientierung des Publikums in der fragmentierten Narration des Films. „Lost Highway[s]“ Architekturraum wird zum Vehikel der elliptischen Erzählung.