Kaum ein Ereignis sorgte im Sommer 2017 derartig für Kontroverse wie die Verabschiedung des Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts, kurz der Ehe für alle, durch den Deutschen Bundestag. Während die einen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare als längst überfällig feierten, kritisierten die anderen eine unüberlegte Sturzgeburt. Die Masterarbeit geht der Frage nach, inwiefern die votierenden Parteien zur Abstimmung über eine Öffnung der Ehe mittels strategischem Framing kommunizierten und inwiefern die Frames der Parteien auch Eingang in die konservative Medienberichterstattung fanden.
Methodisch folgt die Arbeit der Vorgehensweise einer qualitativen Inhaltsanalyse. Im Sinne einer Input-Output-Analyse wurden 19 Pressemitteilungen von CDU/CSU, SPD, Bündnis90/die Grünen, die Linke sowie FDP und AfD sowie insgesamt 20 Zeitungsartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Welt sowie der Neuen Zürcher Zeitung im Zeitraum von Juni bis Oktober 2017 analysiert. Frames wurden hierbei als übergeordnete Erzählweise eines Textes verstanden, die sich einerseits an den darin besprochenen Inhalten, zum anderen aber auch an subtileren Faktoren wie Wortwahl, Tonalität, Wahl von sprachlichen Bildern und Metaphern, Vergleichen und Wiederholungen manifestiert.
Es zeigt sich, dass zwischen den untersuchten Pressemitteilungen der Parteien und den Artikeln konservativer Tageszeitungen sowohl einander nur lose entsprechende, teils aber auch ähnliche, gar identische Frames kommuniziert wurden. Zwar zeigte sich, dass Frames der konservativen Berichterstattung häufig Parallelen zu Frames der Pressemitteilungen konservativer Parteien aufwiesen, gleichzeitig aber auch Frames bzw. einzelne Elemente von Frames aus den untersuchten Pressemitteilungen liberalerer Parteien teils wortwörtlich Eingang in die untersuchte Medienberichterstattung fanden. Konservative Tageszeitungen folgten also nicht ausschließlich den Inhalten konservativer Parteien. Das bewusst offen gestaltete methodische Vorgehen hat sich hierbei bewährt: Aus Sicht des strategischen Framings relevante Befunde zeigten sich textlich oftmals tatsächlich an vermeintlichen „Kleinigkeiten“ wie sprachlichen Bildern, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen.