Die Erkenntnis, dass unterhaltsame Medienangebote weit mehr sein können für RezipientInnen als ein Mittel zur Entspannung und Stimmungsregulation, hat in den letzten Jahren verstärkt Einzug in das Bewusstsein der kommunikationswissenschaftlichen Forschung gehalten. Die vorliegende Arbeit ergründet, in Anwendung der Theorie sozialer Vergleiche (Festinger 1954), inwiefern weibliche Jugendliche Medienakteurinnen als Folie ihrer Auseinandersetzung mit der eigenen Person und Identitätsfindung verwenden. Dies wurde am Beispiel der Model-Castingshow Germany?s Next Topmodel (Pro7) untersucht, die sich in den vergangenen Jahren sehr großer Beliebtheit in dieser Zielgruppe erfreute.
Der explorativen Untersuchung zugrunde liegt eine schriftliche Befragung jugendlicher Mädchen im Klassenverbund (n=79; 5., 8., 10. Klasse) zu individuellen Aneignungsformen der Castingshow, die im Rahmen eines Forschungspraktikums in der medienpädagogischen Abteilung IZI des Bayerischen Rundfunks (2009) erfolgte.
Die Re-Analyse (mittels qualitativer Inhaltsanalyse) ergibt, dass sich die jugendlichen Mädchen in vielfältiger Weise zu den gleichaltrigen Medienakteurinnen in Bezug setzen. Dabei dienen die Kandidatinnen der Castingshow verstärkt der Orientierung, Abgrenzungsmechanismen treten vereinzelt bei den älteren Rezipientinnen auf und spielen in der Anschlusskommunikation mit den Peers eine Rolle. Die Intensität der Aneignungs- und Vergleichsprozesse zeigt sich insbesondere in der postkommunikative Phase (Nachspielen, Einstellungsveränderungen, Lernprozesse).