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“Some Call it Stalking, I Call it Love”

Eine soziologische Film- und Fernsehanalyse zur Inszenierung von Stalking in Romantischen Komödien

Romantische Komödien sind bekannt für ihren formelhaften Aufbau: Ein männlicher Protagonist trifft auf eine Frau „and instantly becomes infatuated with her. Time slows down, The music swells, And the camera zooms-in. These audiovisual cues are designed to communicate to us, the audience, that this is ‘true love’” (Pop Culture Detective, 2018). Die Frau hingegen erwidert seine Gefühle zunächst nicht – die Aufgabe, die es für ihn im Verlaufe des Films zu erfüllen gilt, ist also genau das zu ändern. Im Eroberungszug setzt er verschiedenste Taktiken ein: wiederholte Anrufe, Geschenke, die Juke-Box vor dem Fenster, Nachspionieren, um alles über die Frau zu lernen und sie schließlich von einem Date zu überzeugen. Stets sieht man ein Happy End für den Protagonisten – und das obwohl sich viele der genannten Verhaltensweisen per Definition als Stalking und somit als Straftat qualifizieren würden.

Die Grenze zwischen dem, was als romantische Gesten und was als Stalking wahrgenommen wird, ist nicht zuletzt durch mediale Präsentationen von Liebesgeschichten stark verschwommen – was praktisch viele Probleme mit sich bringt. Eine aus vier Frauen wird in ihrer Lebenszeit Opfer von Stalking. Gerade im Zuge der #MeToo-Bewegung gewinnen mediale Darstellungen von übergriffigem Verhalten sowie deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zunehmend an Relevanz.

Mithilfe der soziologischen Film- und Fernsehanalyse nach Peltzer & Keppler (2015) sollte die Frage ‚Wie wird Stalking in Romantischen Komödien dargestellt?‘ beantwortet werden. Grundlage dieser bietet das Verständnis von Medien als integraler Bestandteil sozialer Wirklichkeit. Durch ihre große Reichweite und Allgegenwärtigkeit ist die Romantische Komödie durchaus als großer Einfluss ernst zu nehmen: Sie repliziert vorherrschende Ideale; gleichzeitig beeinflusst sie aktiv die gesellschaftlichen Bilder von Romantik sowie Stalking. Drei Filme des Genres (There’s Something About Mary, USA 1998; This Means War, USA 2012; About Time, UK 2013) wurden dahingehend auf ihre jeweiligen Darstellungsweisen untersucht.

Die Analyseergebnisse zeigen, dass einerseits mit Hilfe von Musik und Kamera die Gefühle des Protagonisten für die begehrte Frau betont werden; das Motiv ‚wahre Liebe‘ scheint Stalking zu entschuldigen. Andererseits wird Stalking selbst durch komödiantische Darstellungen als harmlos präsentiert. Eine weitere Darstellungsweise war das Re-Framing von Stalking: So werden Konventionen anderer Genres – wie etwa des Agentenfilms – genutzt, um dieses als Spionage und somit als in dem Kontext erwartetes, unproblematisches Verhalten zu inszenieren.