Durch die Markteintritte von Amazon Prime Video und Netflix sind gesellschaftliche Diskurse über den Untergang des Fernsehens entbrannt. Branchenexpert*innen haben Zukunftsszenarien aufgestellt und eine Reihe an Mediennutzungsstudien ist entstanden. Wie die Rezipient*innen selbst die Konsequenzen von Streamingdiensten sehen, wurde bis dato kaum untersucht. Die Masterarbeit schließt hier eine Forschungslücke.
Wie unter anderem der Digitalisierungsbericht (vgl. Berghofer 2018) zeigt, verbringen insbesondere junge Menschen Zeit mit Streamingdiensten, die für ihre Serienangebote beliebt sind. Aus diesem Grund wurde ein Fokus auf diese Nutzungsgruppe als sinnvoll erachtet. Um ein umfassendes Bild über die Folgen des Serienstreamings zu erlangen, wurden neben dem Fernsehen weitere genutzte Medien in das Forschungsinteresse einbezogen.
Auf Grundlage des Domestizierungsansatzes (vgl. Silverstone/ Hirsch/ Morley 1992) und des Medienrepertoire-Ansatzes (vgl. Hasebrink/ Popp 2006) standen somit folgende Forschungsfragen im Zentrum: Wie sehen junge Erwachsene das Verhältnis zwischen dem Serienstreaming und anderen Komponenten im Medienrepertoire? Welche Bedeutung haben ihre Sichtweisen für die Mediennutzung – bleiben sie im Medienrepertoire nebeneinander bestehen oder verdrängen sie einander?
Die vertiefende Analyse von 20 qualitativen Leitfadeninterviews zeigt: Das Serienstreaming wird vielen Erwartungen gerecht, die junge Erwachsene in ihrer Lebensphase an Medien stellen. Es lässt sich in räumlicher, zeitlicher und inhaltlicher Hinsicht flexibel in den Alltag integrieren und steuern, bietet ein breites Angebot mit hoher Qualität und ermöglicht sowohl individuelles als auch gemeinschaftliches Rezeptionserleben. Damit geht jedoch keineswegs ein Untergang bereits etablierter Medien einher. Audiomedien und Serienstreaming ergänzen sich weitestgehend. Videospiele und Bücher bleiben ebenfalls in den Medienrepertoires erhalten – auch wenn sie im Alltag seltener genutzt und weniger wichtig gesehen werden als das Serienstreaming. Beim Fernsehen werden verhältnismäßig viele Nachteile gesehen, jedoch erfüllt es durch seine Aktualität und seinen Live-Charakter Mehrwerte, die Streamingdienste nicht bedienen können. Außerdem wurde deutlich, dass nicht alle jungen Erwachsenen durchgehend den Wunsch verspüren Inhalte selbst auszuwählen und Sendezeiten Strukturen im Alltag schaffen.