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Selfies und die Wissenschaft – das Phänomen der wissenschaftlichen Diskurse auf Instagram

Die Digitalisierung, social media Applikationen und die viel umstrittenen Influencer bringen neue Einflüsse in das Alltagsleben der Menschen. Die zunehmende Nutzung des Mediums Instagram macht allerdings auch vor wissenschaftlichen Inhalten und kontroversen Debatten nicht Halt. Unsere Medienwelt ist geprägt von Evolutionen und diese mediale Entwicklungen sind ein Teil unserer Kultur, die in ihrem Wandlungsprozess fluid ist, wie auch alle andere Aspekte des gesellschaftlichen Lebens. Es stellt sich die Frage, wie Menschen selbst Part dieser Realitätskonstruktionen werden können und wie dabei die Medieninhalte in ihre Lebenswelt integriert sind. Diese ständige Veränder- und Gestaltbarkeit der App Instagram bietet einen perfekten Nährboden für zahlreiche Studien zum Thema Medienwandel und diese Arbeit beleuchtet den Teilbereich der Gesundheitskommunikation.

Theoretischer Bestandteil dieser Arbeit ist außerdem ein Kapitel über die Applikation Instagram, in dem einige Unterteilungen zu den verschiedenen thematischen Abkömmlingen wie Influencer, Selfie und Authentizität zu finden sind. Damit einher geht auch eine Beschäftigung mit der Agenda Setting Theorie, die neue Gegebenheiten durch den user-generated-content miteinbezieht. Darauf folgend fokussiert sich der Inhalt auf Wissensvermittlung im digitalen Bereich und dessen Merkmale, wobei auch die Bildungskommunikation, online communities und das Konzept von public value angesprochen werden. Welche Beiträge enthalten einen sogenannter Mehrwert und welche Vorraussetzungen braucht ein Medium um wissenschaftliche Inhalte vermitteln zu können?

Die qualitative Erhebung von ausgewählten Instagrambeiträgen stellt die Merkmale des Phänomens dar und gibt Einblicke in zukünftige Entwicklungen für Nutzungsmöglichkeiten der Plattform. Dabei wurden elektronische Materialien aus einem Sample in Form von Textauszügen und Fotografien zur Analyse herangezogen. Dieses Sample wurde auf wenige Beiträge von drei Profilen eingeschränkt, die medizinische Inhalte publizieren, um Wissen an ein breites Publikum zu vermitteln. Durch die kritische Inhaltsanalyse des Materials konnte festgestellt werden, dass die Diskursmerkmale größtenteils den klassischen Kriterien entsprechen und sich dem Medium nur bedingt angepasst haben.

Es wird gezeigt, dass durch die wissenschaftlichen Beiträge und den daran anschließenden fachlichen Diskussionen ein potenzieller Mehrwert für die Gesellschaft entstehen kann. Die Produkte bzw. “Posts” der User sind in einem wissenschaftlichen Kontext verankert, indem Fachsprache und komplexe Quellen verwendet werden und lösen sich somit auch aus der social media Tradition, nach der auf den Plattformen ausschließlich für Laien Inhalte verwertbar sind. Instagram sollte demnach als potenzialreiches Medium angesehen werden, in dem sich alle Spektren der menschlichen Kommunikation widerspiegeln und neu formen können.