Gerade in Kriegszeiten kann das Ideal einer objektiven medialen Berichterstattung auf Grund von Zensur und Propagandamaßnahmen nur schwer realisiert werden. Als beliebtes Propagandamittel werden von den Kriegsparteien Feindbilder verbreitet, um den Gegner abzuwerten, seine Bekämpfung zu legitimieren und die eigene Seite in positiveres Licht zu setzen.
Inwieweit diese Informationslenkung erfolgreich ist, hängt unter anderem von politischen Positionierungen, ökonomischen Überlegungen und strukturellen Bedingungen der Medien sowie persönlichen Dispositionen und Einstellungen der Journalisten ab.
Darüber hinaus können aber auch die Journalisten selbst zu Konstrukteuren von Stereotypen und Feindbildern werden.
In einer quantitativen Inhaltsanalyse wurde untersucht, ob die Nachrichtenmagazine ‚Spiegel‘ und ‚Profil‘ in der Berichterstattung über den Golfkonflikt 2002/2003 Stereotype bzw. Feindbilder vermittelt haben.
Ergebnisse: Obwohl in beiden Magazinen kein eindeutiges Freund-Feind-Schema nachgewiesen werden konnte, war dennoch in beiden ein gewisses Potenzial für Stereotype, Vorurteile und Feindbilder erkennbar. Zudem wurde durch die geringe Zahl an Hintergrundberichten über die Absichten der Kriegskontrahenten, die Konzentration auf einen Haupthandlungsträger auf irakischer Seite und die sehr eingeschränkte Bewertungsbandbreite der Kriegsgegner nur ein eingeschränktes Bild der Kriegssituation vermittelt.
Propaganda, Stereotype und Feindbilder in der Krisen- und Kriegsberichterstattung
Ein inhaltsanalytischer Vergleich der Berichterstattung über den Golfkrieg 2003 in den Nachrichtenmagazinen 'Spiegel' und 'Profil'