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Powerfrau und Vorbild?

Eine empirische Untersuchung der Wirkung differenzierter Frauencharaktere in Serien als Inspirationsquelle für das Selbstkonzept und Zukunftsvorstellungen von Rezipientinnen am Beispiel von The Good Wife

Die Darstellung von Frauen in fiktionalen Unterhaltungsangeboten erfolgt überwiegend konform mit traditionellen Geschlechterrollen: Frauen werden in der Rolle als Partnerin und Mutter gezeigt oder werden als sexuelles Objekt auf ihre körperliche Attraktivität reduziert. Berufliche Kompetenzen von Frauen werden hingegen selten in den Fokus gestellt. Einige aktuelle Serienproduktionen bilden hierzu einen Gegenentwurf und zeigen anti-stereotypische Frauencharaktere, die mehrere Rollen ausfüllen. Doch beeinflusst diese differenzierte Darstellung auch das Selbstkonzept und die Zukunftsvorstellungen der Zuschauerinnen in Bezug auf die Verwirklichung im Beruf und als Mutter? In der Studie wurde untersucht, inwiefern Zuschauerinnen durch soziale Vergleiche mit differenzierten Frauencharakteren in Serien für ihr Selbstkonzept und Zukunftsvorstellungen inspiriert werden können. Die Online-Umfrage mit 460 Zuschauerinnen der Serie The Good Wife ergab, dass die Protagonistin vor allem als berufliches Vorbild fungiert und in ihrer Rolle als Mutter weniger inspirierend auf die Zuschauerinnen wirkt. Als besonders förderlich für eine erlebte Inspiration stellte sich die wahrgenommene Erreichbarkeit des Lebens des Charakters heraus. Werden die Zuschauerinnen inspiriert, passen sie ihr expressives Selbstkonzept an das des Charakters geringfügig an. Darüber hinaus fördert eine erlebte Inspiration Zukunftsvisionen, die sich an den sozialen Rollen des Charakters orientieren. Anders als erwartet, belegen die Ergebnisse jedoch auch, dass eine erlebte Inspiration die Furcht vor zukünftigen sozialen Rollenkonflikten geringfügig schüren kann.