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Politischer Online-Aktivismus und Selbstwahrnehmung im politischen System

Politischer Online-Aktivismus findet hauptsächlich als Mikroaktivismus (auch slacktivism) statt, d.h. mit wenig Aufwand verbundenen Formen politischer many-to-many-Kommunikation. In Wissenschaft und Journalismus wird dies oft als unwirksam und schädlich für traditionelle politische Partizipation bezeichnet. Trotz solcher normativen Positionen gibt es kaum empirische Untersuchungen zum Thema. Die bisherige Forschung legt aber nahe, dass sich Mikroaktivismus und traditionelle Partizipation gegenseitig befördern.
Ziel der Studie war die Exploration der Online-Nutzergemeinschaften politischer NGOs, der Art und Weise ihrer Partizipation und ihrer Wahrnehmung der eigenen Möglichkeiten zur Einflussnahme auf das politische System (political efficacy). Dazu wurde eine quantitative Befragung unter den NutzerInnen der Facebookseiten politischer NGOs durchgeführt. Eine Skala zur Messung von Mikroaktivismus wurde entwickelt. Außerdem wurden traditionelle politische Partizipation, politisches Interesse sowie political efficacy erhoben.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Tätigkeiten der NutzerInnen haupsächlich reaktiver Natur sind und legen die Existenz einer Gruppe besonders Aktiver nahe, die andere mobilisieren. Es bestehen signifikant positive Zusammenhänge zwischen Mikroaktivismus und traditioneller Partizipation, zwischen politischem Interesse mit beiden Partizipationsarten sowie zwischen interner political efficacy und beiden Partizipationsarten.