Pandemien, finanzielle Einbußen – in Zeiten von Bedrohung und Unruhe neigt das Individuum dazu, in die Vergangenheit zu flüchten. Nostalgie, sei es als Metapher oder Vergleich, lässt sich auch in der politischen Rhetorik finden. Politiker*innen verwenden zunehmend Nostalgie, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufzubauen und gewisse Bevölkerungsgruppen auszuschließen. So wird ein Feindbild erzeugt. Auch wenn Nostalgie vor allem mit populistischen Parteien in Verbindung gebracht wird, lässt sich diese Rhetorik parteiübergreifend finden.
Das Ziel dieser Arbeit ist, zu zeigen, inwiefern politisch-nostalgische Rhetorik einen Einfluss auf persönliche Emotionen besitzt. So sollte untersucht werden, ob die Rezeption von Nostalgie das kollektive Nostalgie-Empfinden, die Identifikation mit der Nation und die Vorurteile gegenüber der Out-Group verstärkt. Außerdem sollte festgestellt werden, ob kollektive Nostalgie als Mediator die Identifikation und Vorurteile verstärkt. Um diese Hypothesen zu beantworten, wurde ein Online-Experiment durchgeführt, bei dem die Teilnehmenden einen Stimulus vorgelegt bekamen und anschließend einen Fragebogen beantworten mussten. Die Ergebnisse zeigen, dass politisch-nostalgische Rhetorik keinen Einfluss auf die die drei Konstrukte besitzt. Ebenso wirkt kollektive Nostalgie nicht als Mediator zwischen der Rhetorik und den anderen Variablen. Allerdings führt ein stärkeres kollektives Nostalgie-Empfinden zu einer stärkeren nationalen Identifikation, als auch zu mehr Vorurteilen gegenüber der Out-Group. Dieses Ergebnis ist unabhängig von den vorgelegten Stimuli. Die Arbeit offenbart, dass Nostalgie ein Konstrukt ist, das schwer erklärbar ist und in seiner subjektiven Wahrnehmung differenziert. Auch wenn nur ein erster Einblick in das Wirken politisch-nostalgischer Rhetorik geboten wurde, bleibt es ein relevanter Forschungsaspekt der Kommunikationswissenschaft. Für zukünftige Forschung ist es interessant nicht nur auf unterschiedliche Gesellschaftsschichten einzugehen, sondern auch auf die verschiedenen Bedingungen, die kollektive Nostalgie im Rahmen politischer Rhetorik erfolgreich macht.