Wenn man den Analysen von Medien und Experten glauben kann, haben wir es in Bezug auf das Verhältnis von Bürgern, Medien und Politik mit einem deliberativen Defizit und einer Krise der politischen Kommunikation zu tun. Diese Arbeit stellt die Frage, welche vertrauensrelevanten Wirkungen die neuartige, potentiell interaktive Form der politischen Kommunikation auf Social Network Sites hat. Basierend auf einer ausführlichen Auseinandersetzung mit soziologischen Vertrauenstheorien wird ein funktionaler Begriff politischen Vertrauens und seiner Gründe entwickelt, der im empirischen Teil auf Zusammenhänge mit (politischer) Social-Media-Nutzung untersucht wird. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde eine Online-Befragung (N=500) durchgeführt und mit Hilfe von Pfadanalysen ausgewertet. Die Resultate zeigen, dass Social Media einen indirekten, über die Reputation der Politiker und die Einschätzung des politischen Systems vermittelten, positiven Einfluss auf politisches Vertrauen haben. Besonders stark ist der Einfluss auf das Bild von Politikern, welches wiederum der Hauptgrund für Vertrauen in Politik ist. Mit diesen Befunden wurde erstmals das Potential der Social Media beim Aufbau politischen Vertrauens nachgewiesen. Die im europäischen Raum noch unterentwickelte Nutzung von Social Media für politische Kommunikation entfaltet über klassische Massenmedien hinaus politisch relevante Wirkungen, die zu einer Vitalisierung der Beziehung zwischen Politikern und Bürgern führen können.
#Neuland
Die Eindrucksbildung über Politiker in Sozialen Netzwerken und ihre Wirkung auf politisches Vertrauen.