Eine hohe Datenqualität ist ein wichtiges Gut in der Marktforschung (Tress, 2018). Seit Jahren bestehen Bedenken bezüglich der Qualität online erhobener Daten (z. B. Bauer et al., 2011). Eine potenzielle Fehlerquelle im Kontext von Online-Befragungen stellen die Antworttendenzen von Umfrageteilnehmer:innen dar, die vorliegen, wenn die ihrerseits berichteten systematisch von den tatsächlichen Werten abweichen (Bogner & Landrock, 2015). Dazu zählen z. B. die Tendenz zum Bevorzugen erstgenannter Antwortoptionen, die Tendenz zum Wählen der „weiß nicht“-Antwortkategorie und die Tendenz zur willkürlichen Auswahl einer Antwortmöglichkeit (Krosnick, 1991).
Das Auftreten solcher Antworttendenzen resultiert daraus, dass Befragte unter Umständen aufgrund des hohen kognitiven Aufwands, der mit dem Beantworten der Fragen einhergeht, auf das Satisficing als Antwortstrategie zurückgreifen, d. h., einige Komponenten des Antwortprozesses nachlässiger ausführen bzw. vollständig vernachlässigen (Krosnick, 1991). Beispielweise interpretieren sie die gestellten Fragen nur oberflächlich und geben sich keine Mühe, für deren Beantwortung relevante Informationen aus dem Gedächtnis abzurufen (Krosnick, 1991).
Da die Wahrscheinlichkeit von Satisficing in einem negativen Verhältnis zur Motivation Befragter steht (Krosnick, 1991), wurden im Rahmen der Masterarbeit drei motivationserhöhende Maßnahmen zur Verminderung neun möglicher Antworttendenzen erarbeitet, nämlich die monetäre leistungsbedingte Incentivierung, die Selbstverpflichtung zu einer aufmerksamen Umfrageteilnahme sowie die saliente Darstellung der Konsequenzen einer sorglosen Fragenbeantwortung (Michie et al., 2013). Um ihre Effekte empirisch zu überprüfen und zu vergleichen, wurde ein Feldexperiment durchgeführt, in dessen Rahmen 432 Proband:innen (72,7 % weiblich) im Alter von 18 bis 74 Jahren (M = 28.3, SD = 8.9) an einer Umfrage eines fiktiven Marktforschungsinstituts teilnahmen. Die erhobenen Daten wurden u. a. mittels (zero-inflated) Poisson- und Negativ-Binomial-Regressionsanalysen ausgewertet (Wollschläger, 2017). Es lässt sich feststellen, dass keine der entwickelten Techniken zum genannten Zweck dienlich ist. Neben einer Diskussion der Ergebnisse sowie der Limitationen der Studie werden Implikationen im Hinblick auf zukünftige Forschungen sowie Handlungsempfehlungen für Marktforscher:innen formuliert.