Farben sind ein zentrales Gestaltungsmittel im Film. Sie setzen nicht nur ästhetische Akzente, sondern können auch eine erzählerische Funktion übernehmen. Diese Bachelorarbeit untersucht die Farbgestaltung in Wes Andersons Film The Grand Budapest Hotel (2014) mit der Fragestellung, wie Farbe eingesetzt wird und welche Funktionen sie innerhalb des Films erfüllt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf zwei zentralen Aspekten: (1) der Verbindung zwischen Farbgestaltung und den Emotionen sowie den emotionalen Zuständen der Charaktere und (2) der Visualisierung sozialer und gesellschaftlicher Strukturen durch Farben. Die theoretische Grundlage umfasst Erläuterungen und Konzepte der Film- und Farbtheorie sowie die Autorentheorie, um Andersons Position als auteur im Filmkontext einzuordnen.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine qualitative Filmanalyse, basierend auf der soziologischen Film- und Fernsehanalyse nach Keppler und Peltzer (2015, 2018), durchgeführt. Anhand ausgewählter Schlüsselszenen, erfasst durch Sequenz- und Einstellungsprotokolle, wurden Farben auf zwei Ebenen analysiert: Die Makroebene betrachtet die Funktion der Farbe innerhalb der Gesamtstruktur des Films, während auf der Mikroebene ihr Einsatz in einzelnen Szenen im Hinblick auf die zentralen Konzepte analysiert wird.
Die Ergebnisse zeigen, dass Farben die narrative Struktur unterstützen, indem sie Orte, Zeiträume und Erzählebenen voneinander abgrenzen, Höhe- und Wendepunkte betonen und durch spezifische Farbpaletten verschiedene Zeitepochen visuell kennzeichnen. Darüber hinaus haben Farben die Funktion, Beziehungen zwischen den Figuren zu verdeutlichen und zentrale Themen des Films zu unterstreichen. Emotionen und emotionale Zustände werden durch Farbwechsel in Umgebung und Kleidung widergespiegelt, wodurch innere Wandlungsprozesse und charakterliche Entwicklungen sichtbar werden. Gleichzeitig dienen Farben der Strukturierung sozialer Hierarchien, indem die Charaktere im Film bestimmten gesellschaftlichen Gruppen zugeordnet werden. Bekleidung und speziell Uniformen setzen gezielte Kontraste zwischen Autoritätsfiguren, Angestellten und Gästen, wodurch Zugehörigkeit und Machtverhältnisse betont werden. Zusätzlich unterstreicht die bewusste Farbästhetik Wes Andersons individuellen Stil als Autorenregisseur und verweist auf die typischen Merkmale der melancholischen Komödie, insbesondere auf die Spannung zwischen kunstvoller Oberfläche und emotionaler Tiefe.
Weiterführende Forschung in diesem Bereich könnte untersuchen, inwiefern Andersons Farbgestaltung in seinen weiteren Filmen konsistente Muster aufweist oder wie sich sein visueller Stil im Vergleich zu anderen Regisseur:innen verhält.