Die politische Kommunikation befindet sich in einem strukturellen Wandel. Dabei spielen Online-Medien eine immer wichtigere Rolle. Vor allem junge User*innen nutzen Social-Media-Plattformen zunehmend auch als Hauptnachrichtenquelle. Der digitale Wandel birgt allerdings auch Risiken für die individuelle Meinungsbildung. In der jüngsten Vergangenheit häuften sich Beobachtungen von netzwerkartig auftretenden, maschinell erstellten Social Media-Profilen bei politischen Großereignissen. Sogenannte Social Bots werden dazu eingesetzt, das öffentliche Stimmungsbild in digitalen Debatten zu manipulieren. Aktuelle Studien verdeutlichen, dass Social Bots die menschliche Wahrnehmung von Meinungsverhältnissen im digitalen Raum verzerren können.
Ziel dieser Bachelorarbeit war es, zu untersuchen, inwiefern eine Medienkompetenz in Bezug auf Social Bots bei jungen Social Media User*innen ausgeprägt ist. Als Erhebungsinstrument wurde ein quantitatives Befragungskonzept gewählt. Im Rahmen der Untersuchung wurden studentische Social Media User*innen zwischen 18 und 24 Jahren zu unterschiedlichen Aspekten bezüglich der Einschätzung und des Wissens im Umgang mit Social Bots befragt. Die Befragungsergebnisse zeigten eine durchschnittlich mittelhohe Botkompetenz bei den Teilnehmenden. Die Befragten waren zwar überwiegend in der Lage, verifizierte Twitter-Profile korrekt einzuordnen. Auch wurden Fragen zum Wissen über die Funktionsweise und das Erkennen von Social Bots mehrheitlich richtig beantwortet. Allerdings wurden maschinell erstellte Accounts häufig fälschlicherweise als menschlich eingestuft. Social Bots, deren Profile über ein menschliches Profilbild und einen Klarnamen verfügten, wurde dabei seltener erkannt. Plattformen zur systematischen Botidentifizierung waren den Befragten größtenteils nicht bekannt. Zudem verwendeten die Teilnehmenden bei der Beantwortung des Abschnitts zur Botkompetenz auffällig häufig die Antwortoption Ich weiß nicht. So schnitten vereinzelte Befragte mit einer geringen Botkompetenz ab. Im Vergleich zur Nachrichten- und Informationskompetenz wurden größere Kompetenzunterschiede innerhalb der Stichprobe deutlich. Auffällig ist dabei, dass die Personen, die mit den Begriff Social Bots vertraut waren, im Test zur Botkompetenz besser abschnitten.
Die Befunde bieten Anstöße für weiteren Untersuchungsbedarf der Medienforschung. Zudem zeigen die Ergebnisse Handlungsbedarf für Plattformbetreiber und die Medienbildung auf. Im Hinblick auf das Gefahrenpotential, das von Social Bots ausgeht, ist es vor allem von zentraler Bedeutung, junge Social Media User*innen für neuartige Formen der strategischen Meinungsmanipulation praxisnah zu sensibilisieren.