In Deutschland leben rund zweieinhalb Millionen türkischstämmige Menschen. Ihre Mediennutzung jedoch ist kaum erforscht. Für die Zweite Türkengeneration soll meine Arbeit helfen, diese Lücke zu schließen. Türken wird häufig Unwille zur Integration vorgeworfen; dies zeige letztlich die Satellitenschüssel auf dem Dach. Doch ist das Schauen türkischer Sender wirklich ein Zeichen der Abgrenzung? Welche Motive verbergen sich hinter dem türkischsprachiger Medienkonsum? Für die Erste Generation mögen die Motive schnell gefunden sein: Sprachdefizite und muttersprachliche Medien als Brücke zur Heimat Türkei. Für die Nachkommen der Gastarbeiter greift dies zu kurz: Sie sind in der BRD aufgewachsen, von Sprachdefiziten kann nicht die Rede sein.
Die Verfasserin hat zehn qualitative Leitfadeninterviews mit Angehörigen der Zweiten Generation geführt und zahlreiche Mediennutzungs-Motive gefunden, etwa die Motive ‚Sprachlehrer‘ und ‚Türkeisehnsucht‘. Im Anschluss an den Motivkatalog wurden drei Medien-Nutzer-Typen gebildet: die Mediendeutschen, die Medienpendler und die Native User. Vor allem die Lebensweise der Mediendeutschen und der Native User scheinen unvereinbar. Während die einen westlich orientiert sind und ihr Zuhause in Deutschland gefunden haben, leben die anderen traditionell, die türkischen Medien ermöglichen ihnen ein Zurück zu den Wurzeln. Die meisten der Befragten gehören zu den Medienpendlern und nutzen je nach Situation sowohl türkische als auch deutsche Medien.