transfer 10(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Mediennutzung in Kanada unter besonderer Berücksichtung des Internets

Global gesehen können Kanadier als die Early Adopters des Mediums Internets bezeichnet werden – trotz oder gerade weil Kanada oft im Schatten seines mächtigen Nachbarlandes USA steht. Als maßgeblichen Wendepunkt für die Diffusion von Innovationen beschreibt Everett M. Rogers das Erreichen der kritischen Masse, etwa zehn bis 20 Prozent der potentiellen Übernehmer. Kanada erreichte diesen Punkt 1994.
Dabei sind die geografischen Voraussetzungen Kanadas keineswegs Internetfreundlich. Im Flächenstaat Kanada konzentriert sich die Bevölkerung auf wenige städtische Zentren und einen schmalen Gürtel entlang der US-Grenze. Im Gegensatz zum Schmelztiegel USA gilt Kanada als Land des Multikulturalismus mit einer Vielzahl unterschiedlichster Kulturen und Ethnien, die sich politisch gewollt und gefördert größte Eigenständigkeit bewahren. Ein Ausdruck dieses Multikulturalismus ist auch die Bilingualität.
Diese Merkmale machen eine Untersuchung der Mediennutzung Kanadas besonders interessant. Vor allem stellt sich dabei die Frage, inwieweit diese landesspezifischen Merkmale die Nutzung der einzelnen Medien prägen und welche anderen strukturellen Faktoren die Mediennutzung dort beeinflussen. Einen wichtigen Schwerpunkt nimmt dabei in dieser Arbeit die Analyse und Interpretation der sehr frühen und sehr schnellen Verbreitung des Mediums Internet in Kanada ein. Aus diesem Grund finden neben Theorien und Modellen der Mediennutzung auch Theorien Eingang, die sich explizit auf die Diffusion und Adoption von Innovationen beziehen.