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Mediale Präsenz als Strategie zur Entwicklung einer professionellen Sportliga

Eine Studie am Beispiel der easyCredit BBL

Mit dem Sieg bei der WM 2023 erreichte der deutsche Basketball einen sportlichen Höhepunkt. In Deutschland erzielt aber der Fußball die größte Aufmerksamkeit und Milliardenumsätze. Zu ihrer Weiterentwicklung legte die easyCredit BBL mit „Triple Double“ einen 10-Jahresplan vor, der auch Maßnahmen im Medienbereich enthält. Vor diesem Hintergrund wurden die BBL und ausgewählte Vereine mit Blick auf ihre medialen Strategien analysiert.

Als theoretische Rahmung dienen in diesem Bereich häufig Mediatisierung oder Medialisierung. Der Frage nach den medialen Strategien folgend orientiert sich diese Studie an den Prämissen der Medialisierung. Zur Einordnung der Ergebnisse wird zudem das achtstufige Konzept der „Mediatisierungstreppe“ (Dohle et al. 2009) herangezogen, das die Blickrichtungen von Mediatisierung und Medialisierung zusammenführt und es ermöglicht medieninduzierte Veränderungen im Sport zu systematisieren.

In einem Mehr-Methoden-Design wurde zunächst eine Dokumentenanalyse der online bereitgestellten Maßnahmen und Richtlinien der Liga durchgeführt. In einem zweiten Schritt wurden die Web- und Social Media-Auftritte aller 18 BBL-Clubs mittels Web-Screening inhaltsanalytisch erfasst und die Vereine an Hand ihrer Medienensembles gruppiert. Ausgehend von dieser Kategorisierung wurden vier möglichst unterschiedliche Vereine ausgewählt und deren Medienverantwortliche im Rahmen leitfadengestützter Expert:inneninterviews zu Zielsetzungen und Maßnahmen sowie Erfolgen und Problemen ihrer Medialisierungsstrategien befragt.

Insgesamt wird deutlich, dass sich die Strategien an die Logiken der Medien anpassen. Zur Generierung von Spannung passt die Liga den Saisonablauf durch die Einführung von Play-In-Spielen und den Pokalmodus mit Einbezug von Zweitligisten an. Die Einführung von Montagsspielen soll, ohne Konkurrenz durch den Fußball, höhere Einschaltquoten erzielen. Die Übertragung der Partien wird technisch aufgewertet, Entscheidungen werden durch Mikrofonierung der Schiedsrichter transparenter dargestellt. Ein Saisonspiel wurde auf einem neu-entwickelten Video-Glasboden ausgetragen. Einige Live-Spiele werden an Axel Springer und öffentlich-rechtliche Sender sublizenziert. Im Bereich der Vereine zeigt sich, dass der mediale Output vor allem mit der personellen Stärke der PR-Abteilungen der Clubs zusammenhängt. Zur Reichweitensteigerung auf Social Media setzen die Clubs unter anderem auf Entertainment-Inhalte, Identifikationsfiguren und Statistiken. Deutlich wird, dass der Erfolg von Sport-PR stark mit dem sportlichen Abschneiden zusammenhängt. Vom WM-Sieg versuchen Liga und Vereine durch kommunikative Verweise zu profitieren, Steigerungen der Besucher:innenzahlen sind dagegen oft kaum möglich, da die Hallen vielerorts bereits ausverkauft sind. Auch in die Mediatisierungstreppe lassen sich die Ergebnisse einordnen: der Glasboden fällt z.B. unter die Mediatisierten Räume, die Montagsspiele unter Mediatisierte Rhythmen oder die neuen Wettkampfmodi unter Mediatisierte Regeln.