Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der visuellen Darstellung von Kapital auf der Dating-App Tinder. Online-Dating und die Partnersuche über Apps gehören für viele Deutsche zum Alltag. Die minimalistische Nutzeroberfläche von Tinder bietet nicht viel Spielraum zur Selbstbeschreibung – Was man hat und wer man ist, wird hauptsächlich über die selbstgewählten Profilbilder vermittelt. Wer ein potenzielles Date ist, wird in Sekundenschnelle anhand der Bilder mit einem ,,Swipe“ entschieden. Für welche Inhalte, strukturiert durch das Kapital, entscheiden sich die User?
Den theoretischen Hintergrund zu Analyse liefert Bourdieus kulturelles, soziales und ökonomisches Kapital. Dem Gegenstand des Datings angepasst, wurden die klassischen Kapitalsorten um Eva Illouz sexuelles Kapital erweitert. Das untersuchungsleitende Kategoriensystem berücksichtigt manifeste und quasi-manifeste Kategorien und ermöglicht so das Nachvollziehen der Interpretation dieser Inhalte. Qualitativ untersucht wurden die Profilbilder zehn weiblicher und zehn männlicher Nutzer im Raum München, jeweils in eine jüngere und eine ältere Nutzergruppe unterteilt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kapital von fast allen Tinder-Nutzern auf ihren Profilen gezeigt wird. Männer und Frauen unterscheiden sich in erster Linie in ihrer Präsentation von sexuellem und ökonomischem Kapital. Unterschiede zwischen den Altersgruppen zeigen sich über die Kombination von kulturellem Kapital mit anderen Kapitalsorten. Zudem macht die Analyse sichtbar, dass auch wiederkehrende Symbole ganz unabhängig von geschlechts- beziehungsweise alterstypischen Präsentationen von Kapital zu finden sind.