Gegenstand dieser Arbeit sind „Multi-User Dimensions“ (MUDs), Internet-Räume, in denen Teilnehmer mittels Text navigieren sowie synchron und interaktiv miteinander kommunizieren können. Zwei entgegengesetzte Nutzungsarten derartiger Wirklichkeitskonstruktionen werden postuliert: zum einen ‚Eskapismus‘, die Flucht vor der Monotonie und den Problemen des Alltags, und zum anderen ‚Lebenssimulation‘, worunter die Möglichkeit der Simulation, Exploration und Rekonfiguration alltäglicher Verhaltensweisen und Identitätskonzepte verstanden werden soll; letzteres impliziert eine Rückwirkung auf alltägliche Situationen.
Die empirische Überprüfung der unterstellten Zusammenhänge erfolgt anhand eines Gruppenvergleichs zwischen ’sozialen‘ und ‚Abenteuer‘-MUDs. Die Daten wurden mittels eines standardisierten Fragebogens via Internet erhoben. Ergebnisse: Alternativempfinden und Eskapismus sind im Abenteuer-Typ signifikant stärker ausgeprägt, während Lebenssimulation beim sozialen Typ dominiert. Der Wunsch nach einer Umsetzung auf das Alltagsleben ist bei beiden Gruppen in gleicher Weise gegeben, doch die tatsächliche Aktivität dieser Umsetzung ist beim sozialen Typ sigifikant stärker. Im Zuge der statistischen Auswertung ergab sich ein zusätzlicher Nutzungsgrund, nämlich „Phantasie-Rollenspiel“, eine sich durch Kreativität und Interaktivität auszeichnende Variante des Eskapismus. Weiters tendieren weibliche Teilnehmer signifikant stärker zu sozialen MUDs.
Konstruktion und Nutzung textbasierter virtueller Wirklichkeiten
Ein theoriegestützter Ansatz mit anschließender empirischer Prüfung