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Kommentiert, gelesen, geglaubt?

Wie kommentierende Nutzer und deren Kommentare die rezipientenseitigen Glaubwürdigkeitsbewertungen journalistischer Inhalte beeinflussen.

In Zeiten, in denen online jeder als Autor verschiedenster Inhalte auftreten kann und in denen sich das Internet mit seiner umfangreichen Fülle an Informationen und Inhalten beim Publikum als Informationsmedium etabliert hat, ergeben sich wiederkehrend Fragen bezüglich der Qualität und Korrektheit dieser diversen Online-Angebote. Im digitalen Umfeld wird die kritische Beurteilung der vielfältigen Inhalte aufgrund des Mangels an professionellen Gatekeepern auf die einzelnen Rezipienten übertragen, wobei insbesondere die Glaubwürdigkeit der Quelle und der Botschaft selbst als ein wichtiges Selektionskriterium fungiert. Ferner müssen online die rezipientenseitigen Bewertungen medialer Inhalte auch immer im Kontext anderer Formen von Informationen und Meinungsinhalte betrachtet werden. So können sich die auf vielen Nachrichten-Webseiten vertretenen, von anderen Lesern unterhalb von Nachrichtenartikeln verfassten Nutzerkommentare auf die Einschätzungen und Wahrnehmungen des Publikums auswirken.

Daher wurden in dieser Masterarbeit bisheriger Forschungsarbeiten, die sich mit der Erforschung der Glaubwürdigkeit im Off- und Online-Bereich beschäftigten, mit den bislang vorhandenen Erkenntnissen über kommentierende Nutzer sowie Nutzerkommentare verknüpft, um der übergeordneten Forschungsfrage nachzugehen, welchen Einfluss kommentierende Nutzer und deren Kommentare auf die Urteile der Rezipienten über die Glaubwürdigkeit medialer Inhalte auf Nachrichten-Webseiten haben. Hierbei wurde konkreter erforscht, inwiefern unterschiedliche Hinweise auf die Glaubwürdigkeit der kommentierenden Nutzer die Glaubwürdigkeitseinschätzungen des Publikums beeinflussen, wobei als Glaubwürdigkeitshinweise die Anonymität und die Reputation der Kommentierer dienten. Zudem beschäftigte sich die Arbeit mit den Auswirkungen einer differierenden Argumentationsstruktur innerhalb von negativ formulierten Kommentaren auf die rezipientenseitigen Glaubwürdigkeitsbewertungen.

Die Ergebnisse der durchgeführten experimentellen Online-Befragung zeigen einen über die Glaubwürdigkeit des Kommentierers bzw. des Kommentars mediierten Effekt der Glaubwürdigkeitshinweise der kommentierenden Nutzer auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit des Nachrichtenartikels. Im Gegensatz hierzu spielt eine differierende Argumentationsstruktur innerhalb von Nutzerkommentaren im Hinblick auf die vom Publikum zugeschriebene Glaubwürdigkeit des Beitrags keine Rolle. Vielmehr wird aus den Befunden ersichtlich, dass sich weitere Variablen auf Glaubwürdigkeitsbewertungen journalistischer Inhalte auswirken, weshalb die Studie als Teilbeitrag zu weiteren Forschungsvorhaben verstanden werden kann.