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Kollektive Identität und Mediennutzung auf der Krim

2014 fand auf der Krim ein Referendum statt, infolgedessen die Halbinsel sich von der Ukraine abspaltete und an Russland angeschlossen wurde. Doch der Konflikt ging weit über die Grenzen der beiden Staaten hinaus und hat eine internationale Bedeutung bekommen. Um die Hintergründe des zustande gekommenen Konfliktes besser zu verstehen, setzte ich mich mit der Frage der Identität der Krimbewohner auseinander. Dabei interessierte ich mich für die Rolle der Medien für die kollektive Identitätsbildung. Das Ziel meiner Arbeit war, die Zusammenhänge zwischen der kollektiven Identität und der Mediennutzung der Bewohner der Halbinsel Krim zu entdecken und zu untersuchen. Um dies zu erforschen, führte ich biographische Leitfadeninterviews mit den Krimbewohnern durch. Insgesamt wurden sechs Personen interviewt, von denen drei auf der Krim geboren wurden, zwei aus dem ukrainischen Festland kamen und eine aus Russland stammte. Die Rekrutierung der Personen für das Interview geschah über Facebook. Nachdem ich einen Post mit den Informationen zu meiner Arbeit in der Facebook-Gruppe „Krim“ erstellte, meldeten sich die Menschen, die sich bereit erklärten, an den Interviews teilzunehmen. Die Interviews führte ich telefonisch durch, zeichnete sie auf und transkribierte sie detailliert.

Nach der Auswertung der Interviews ließ sich feststellen, dass die Bewohner der Halbinsel sich lokal sehr angebunden fühlen und dabei viel Wert auf die regionalen Medien legen. Am meisten werden dabei regionale Fernsehsender und Online Portale erwähnt. Des weiteren wurde klar, dass die Menschen auf der Krim sich als Russen identifizieren und kaum Verbindung mit der Ukraine empfinden. Ich konnte eine Parallele zur Mediennutzung ziehen, denn die Befragten konsumieren überwiegend russische Medien und meiden die Ukrainischen. Die wichtigste Rolle spielt hier Fernsehen. Anhand der Auswertung der Interviews und der Inhaltsanalyse des russischen Fernsehsenders „Der Erste“ von F. S. Hansen ist es außerdem zu vermuten, dass dieser Anbieter die Meinung der Krimbewohner bezüglich der Krim-Krise stark beeinflusst. Anschließend stellte sich heraus, dass die Bewohner der Halbinsel sich mit der Sowjetunion identifizieren. Unabhängig von dem Alter und Abstammung ist die Bedeutung der kommunistischen Werte für die Krimbewohner sehr groß. Repräsentativ dafür sind die sowjetischen Filme, die eine wichtige Rolle für die Identitätsbildung der Krimbewohner spielen. Nicht zu übersehen war auch die Relevanz von sozialen Netzwerken für die Bildung und die Entfaltung der kollektiven Identität. Ich konnte folgende Tendenz beobachten: Je politisch aktiver die Befragten sind, desto stärker ist ihre Präsenz auf social Media.