Zahlreiche Filmproduktionen beschäftigen sich mit der jüngsten globalen Finanzkrise. Populäre, fiktionale Formate haben hierbei das Potenzial, Einfluss auf Einstellungen und affektive Haltungen der Öffentlichkeit zur Wirtschafts- und Finanzpolitik auszuüben. Wie also stellen populäre Spielfilme die Finanzkrisengeschehen dar?
Untersuchungsgegenstand der Filmanalyse bilden drei einflussreiche und typische Hollywoodspielfilme, die die Facetten und die zeitliche Entwicklung filmischer Kriseninszenierungen exemplarisch veranschaulichen. Der Thriller „The International“ zeigt aus einer Makroperspektive den Kampf staatlicher Institutionen gegen eine globalisierte Finanzwelt. Das Drama „Margin Call“ beobachtet aus einer Mesoperspektive die Abläufe innerhalb einer Bank kurz vor deren Zusammenbruch. Die Satire „The Wolf of Wall Street“ führt schließlich aus einer subjektiven Mikroperspektive das exzessive Verhalten eines Bankers vor.
Neben stilistischen Unterschieden zeigen sich auch klare Gemeinsamkeiten: eine Fokussierung auf die Täter bei Ausblendung der Opfer, eine gewisse Distanz zu den Figuren, konventionelle Erzählformen und audiovisuelle Motive wie Hochhäuser, Monitore und Büroräume, die einer Versinnbildlichung der Finanzkrise dienen. Dadurch wird die Krise mit negativen Affekten verbunden und jeweils auf bestimmte Ursachen, nämlich Überkomplexität, Inkompetenz und Gier, zurückgeführt, die letztlich zu einer sinnlichen Reflexion der Krisengeschehen anregen können.
Kapitalismuskritik im Post-Finanzkrisen-Kino
Der audiovisuelle Umgang Hollywoods mit der Finanzkrise 2007-2009